Sagen aus Schwaben
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Doktor Faust zu Boxberg

Als Doktor Faust in Heilbronn weilte und durch seine Zauberkünste in der ganzen Gegend bekannt war, kam er auch öfters auf die Burg Boxberg, wo er stets gastliche Aufnahme fand. Einst an einem kalten Wintertag spazierte er mit einigen Burgfrauen in den Gartenwegen an der Ostseite des Schlosses. Die Frauen beklagten sich dabei über Kälte und schlechtes Wetter. Sogleich ließ Faust die Sonne scheinen, so daß der noch schneebedeckte Boden plötzlich zu grünen anfing und Veilchen aus der Erde sprießten. Auf Fausts Geheiß blühten auch die Bäume, und nach dem Wunsche der Frauen reiften daran Äpfel, Pfirsiche und Pflaumen. Endlich ließ er Weinstöcke wachsen, die Trauben trugen und forderte alle seine Begleiterinnen auf, jede möge sich auf seinen Befehl hin eine Frucht abschneiden. Als die Frauen auf diesen Befehl warteten, standen sie plötzlich da, und jede hatte das Messer an die eigene Nase angesetzt, Faust aber war verschwunden. Der Garten heißt seit jener Zeit der Veilchengarten.

Ein anderes Mal verließ Faust mittags um dreiviertel zwölf das Boxberger Schloß, um Schlag zwölf Uhr bei einem Gelage in Heilbronn zu sein. Er setzte sich in seinen mit vier Rappen bespannten Wagen und fuhr wie der Wind davon. Pünktlich um zwölf war er in Heilbronn. Ein Arbeiter auf dem Felde hatte beobachtet, wie gehörnte Geister vor dem Wagen den Weg pflasterten und hinter ihm die Steine wieder herausrissen und entfernten, so daß nicht die geringste Spur eines Weges übrig blieb.

 


 


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