Sagen aus Schwaben
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Der dicke Amtmann

In Pforzheim lebte einmal ein Beamter, der seines Gewichtes wegen nur der dicke Amtmann genannt wurde. Seinen Dienst übte er so schlecht aus, daß er vor einer angekündigten Untersuchung in den Hohbergwald ging und sich dort im Kuhloch aufhängte. Von einem Jägerburschen, der gleich darauf vorbeikam, wurde er abgeschnitten und wieder ins Leben zurückgerufen. Durch Geld und gute Worte wurde der Bursche bewogen, zu schweigen; aber schon nach zwei Monaten erhängte sich der Amtmann wieder in seiner Wohnung im jetzigen Blumenwirtshaus. Darin mußte er dann alle Nacht umgehen. Einmal gab er dem Hauseigentümer, als der ihm aufpaßte, ein paar derbe Ohrfeigen. Ein anderer Mann fragte den Geist, der auf dem Gang vor seiner Stube auf und ab ging, wer er sei und erhielt die Antwort: »Der dicke Amtmann!« »Gib mir deine Hand, damit ich sehe, ob du wahr gesprochen!« erwiderte der Mann. »Da würde ich deine Hand übel zurichten«, sagte der Geist, »Reiche mir etwas anderes her!« Der Mann hielt ihm nun ein kleines Brett hin, auf das der Geist seine Hand legte, die sich sofort in das Holz einbrannte.

Zwanzig Jahre lang dauerte der Spuk, da ließen die Hausleute endlich den Synagogendiener kommen, der mit dem siebten Buch Mosis genau bekannt war. Der Jude be 'schwor das Gespenst und zwang es, in Gestalt eines kleinen schwarzen Hundes in einen Sack zu schlupfen. Diesen trug er hinaus auf das Feld bei dem Hohberg und bannte den Geist hierhin. Doch dieser wollte hier nicht bleiben und verlangte, in das Kuhloch gebracht zu werden. Das geschah auch. Seitdem zeigt sich hier der dicke Amtmann in grauem Überrock, weißer Schlafmütze und grünen Pantoffeln noch heute. Die Vorübergehenden führt er zuweilen irre und hat auch schon einige, die ihn neckten, mit Ohrfeigen traktiert.

 


 


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