Sagen aus Schwaben
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Der Durchzug des Mutesheeres

Durch das Dorf Thieringen bei Balingen kam alljährlich das Mutesheer mit Saus und Braus und zog dabei oft durch ein bestimmtes Haus, in dem man deshalb immer Türen und Fenster aufmachte, sobald man es kommen hörte. Da dachte einst der Hausherr, er wolle doch einmal aufbleiben und zusehen, was es mit dem Mutesheere eigentlich auf sich habe. Er blieb daher ruhig in seiner Stube sitzen, als das Heer sich nahte. Da rief eine Stimme: »Streich deam do d'Spältle zue!« Sogleich schien es dem Mann, als ob jemand mit den Fingern ihm über die Augen fahre, worauf er plötzlich erblindete. Alle Mittel, die er anwandte, um wieder sehend zu werden, halfen nichts.

Da gab ihm jemand eines Tages den Rat, er solle doch das nächste mal, wenn das Mutesheer wieder durch sein Zimmer fahre, sich wieder an den gleichen Platz setzen. Das tat der Mann, und als das Heer im folgenden Jahr wiederum durchs Zimmer zog, hörte er eine Stimme rufen: »Streich deam do d'Spältle wieder auf!« Da spürte er eine Berührung um seine Augen herum und vermochte mit einem Male wieder zu sehen und erblickte das ganze Mutesheer. Es waren eine Menge Menschen, Alte und junge, Männer und Frauen, und die machten einen wilden Lärm.

 


 


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