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LXV. 261. Zu der Art des Lächerlichen, die auf Worten beruht, gehört auch das, was aus sinnbildlicher DarstellungAllegorie, auch Sinnbilderei genannt. oder aus dem bildlichen Gebrauche eines WortesTropus, der uneigentliche, bildliche Ausdruck. oder aus der versteckten SpottredeIronie. S. Kap. 67. abgeleitet wird. Von der sinnbildlichen Darstellung folgendes Beispiel: Als einst RuscaMarcus Pinarius Rusca ist unbekannt, ebenso Marcus Servilius. sein Gesetz über die JahresbestimmungD. h. ein Gesetz, welches das Altersjahr bestimmte, in welchem es erlaubt sei sich um ein öffentliches Amt zu bewerben. Schon der Volkstribun Villius Tappulus hatte im Jahre 182 v. Chr. ein solches Gesetz gegeben. S. Livius 40, 44. Uebrigens finden wir die Jahresbestimmung nirgends genau angegeben. Nur so viel läßt sich aus mehreren Angaben der alten Schriftsteller schließen: Quästur konnte man im 31sten, die Aedilität im 37sten, die Prätur im 40sten und das Consulat im 43sten Jahre erhalten. S. Adam's Röm. Altertümer. Bd. I. S. 202. in Vorschlag brachte, so sagte Marcus Servilius, der dasselbe widerrieth, zu ihm: »Sage mir, Marcus Pinarius: Wirst du wol, wenn ich gegen dich spreche, mich ebenso lästern, wie du es gegen Andere gethan hast?« – Hierauf versetzte dieser: »Wie die Saat, so die Ernte.« – 262. Von dem bildlichen Gebrauche eines Wortes will ich als Beispiel die Antwort Scipio's, des Aelteren, anführen, die er den Korinthiern ertheilte, als sie ihm eine Bildsäule an dem Orte, wo auch die Bildsäulen von anderen Feldherren standen, versprachen, indem er sagte: »Ich frage Nichts darnach im Geschwader zu stehenturmales dixit displicere. Turmales heißen im eigentlichen Sinne die Reiter einer turma, d. h. einer Schwadron, eines Geschwaders. Scipio nahm aber das Wort turmalis im uneigentlichen (tropischen, figürlichen) Sinne und wollte den Korinthiern andeuten, es liege ihm nichts daran gewöhnlichen Feldherren gleichgestellt zu werden..« Von der versteckten Spottrede hat uns Crassus ein Beispiel gegeben. Als er nämlich vor dem Richter Marcus PerpernaIst wol derselbe, welcher mit Gajus Claudius im Jahre 92 v. Chr. Consul, mit Lucius Marcius Philippus im Jahre 86 Censor war. – Ueber den Aculeo s. I. 43, 191. II. 1, 2. – Ueber den Graditianus s. I. 39, 178. – Lamia war Zeuge für den Gratidianus; sonst ist weiter Nichts von ihm bekannt. den Aculeo vertheidigte, so trat gegen den Aculeo zu Gunsten des Gratidianus Lucius Aelius Lamia auf, ein mißgestalteter Mann, wie ihr wißt. Da dieser ihm auf widerwärtige Weise in die Rede fiel, so sagte er: »Nun laßt uns den hübschen Knaben hören!« Es erhob sich ein Gelächter. Da erwiderte Lamia: »Die Gestalt konnte ich mir selbst nicht bilden, wohl aber den Geist.« Hierauf Crassus: »Nun so laßt uns den großen Redner hören!« Jetzt erhob sich ein noch heftigeres Gelächter. Solche Aeußerungen haben einen gewissen Reiz sowol in ernsten Gedanken als im Scherze. Denn so ebenS. Kap. 61, §. 248. bemerkte ich, daß Scherz und Ernst zwar ein verschiedenes Verhältnis haben, daß aber dem Ernsthaften und dem Scherzhaften ein und derselbe Stoff zu Grunde liegerationem aliam – unam esse materiam. So hat Schütz die Worte der Handschriften. materiam aliam – unam esse rationem, welche mit Cäsar's Worten 61, 248 in Widerspruch stehen, richtig umgestellt. Diese Umstellung haben die neueren Herausgeber aufgenommen.. 263. Einen besonders schönen Schmuck verleihen der Rede sodann die Gegensätze, in denen die Worte auf einander bezogen werden; in ihnen liegt zugleich auch oft etwas Witziges. Als zum Beispiel der bekannte Servius GalbaMit Unrecht bezieht man den hier erwähnten Fall auf den berühmten Rechtsstreit, in dem der Volkstribun Lucius Scribonius Libo den Servius Galba wegen der an den Lusitaniern im Jahre 144 v. Chr. verübten Grausamkeiten angeklagt hatte. S. I. 53, 227. Denn in demselben mußte das Volk Richter sein. dem Volkstribunen Lucius Scribonius seine vertrauten Freunde zu Richtern vorschlug, und Libo hierauf sagte: »Wann wirst du doch einmal, Glaucia, dein Speisezimmer verlassen?«D. h. selbst vor Gericht willst du dich mit deinen Zechbrüdern umgeben. Libo wirft also dem Galba sein schwelgerisches Leben, Galba dem Libo sein unzüchtiges Leben vor. so entgegnete dieser: »Sobald du das fremde Schlafgemach verlassen wirst.« – Hiervon unterscheidet sich auch nicht sehr die Antwort, die GlauciaS. Kap. 61, §. 249. dem MetellusS. zu II. Kap. 40. Anmerk. 390. ertheilte: »Ein Landgut hast du bei Tibur, einen Viehhof auf dem PalatiumPearce erklärt diese Stelle so: »Bei Tibur hast du ein herrliches Landgut, zu Rom aber ein erbärmliches Haus.« Diesen Sinn läßt aber das Wort cors nicht zu; auch würde in diesen Worten kein Witz liegen. Die richtige Erklärung gibt Schütz. Cors bedeutet nämlich Viehstall. Glaucia versteht unter cors den schlechten Anhang des Metellus, die elenden Genossen, die Metellus um sein Haus auf dem Palatium wie Vieh versammelt habe, so daß sein Gaus einem Viehstalle gleiche..«