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Wutkrankheit. Wasserscheu. Hydrophobie

Diese Krankheit wird erzeugt durch den Biß und das Eindringen des Speichels eines wutkranken Tieres ins Blut. Doch erfolgt nicht immer danach die Krankheit, die bald nach einer oder einigen Wochen, bald erst nach einigen Monaten ausbricht. Am gewissesten wird die Krankheit durch den Biß veranlaßt, doch genügt es schon, wenn der kranke Speichel mit einer Körperstelle in Berührung kommt, die mit einer dünnen Epidermis versehen ist. Gewöhnlich gehen der Krankheit allgemeines Unwohlsein, Frösteln, Appetitlosigkeit und große Unruhe voraus; dann treten Hals- und Genickschmerzen auf, zu denen sich sehr bald Schlundkrämpfe beim Versuch zu trinken (Wasserscheu) gesellen. Die örtlichen Erscheinungen sind Schmerz an der verwundeten, vernarbten Stelle; Schmerz nach dem Verlaufe der Nerven, auch wohl Geschwulst und Entzündung der nächsten Lymphdrüsen. Die gleichzeitigen allgemeinen Erscheinungen sind: Schwindel, Betäubung, Schwere in den Gliedern, Traurigkeit, Atembeengung, Übelkeit, Erbrechen, Ausfluß zähen Speichels, schwieriges Schlucken, Sinnestäuschungen, Herzklopfen, starrer und wilder Blick, voller, sehr ungleicher Puls, Schlund- und anfallsweise Brustkrämpfe mit Erstickungsgefahr. Nicht selten stirbt der Kranke in einem der Anfälle in 2 bis 3 Tagen.

Bei den Tieren trifft man die Krankheit besonders bei den Hunden, selten bei den Katzen an. Der Hund verliert seine freundliche Geselligkeit, frißt nicht, sucht traurig die Einsamkeit, beißt um sich, gehorcht nicht mehr und bellt mit nur einem Anschlage, der einen veränderten, etwas lang und in die Höhe gezogenen Ton hat. Infolge Erschlaffung der Kaumuskeln hängt der Unterkiefer herab. Die Augen sind trübe, das Fell ist struppig, der Hund magert ab, es tritt Lähmung der Hinterteile ein, und der Tod erfolgt in spätestens 6 bis 8 Tagen.

Bei jedem verdächtigen Hundebiß sauge man die Wunde sofort aus, d. h. nur dann, wenn man selbst nicht die geringsten Risse und Verletzungen an Lippen oder Zahnfleisch hat, und wasche sie mit reinem Wasser, dem man auf je 1 Eßlöffel 8 bis 10 Tropfen Belladonna-Tinktur hinzufügt. Dann bringe man den Gebissenen in ein Dampfbad oder suche ihn auf irgendeine andere Weise gehörig in Schweiß zu bringen, weil gerade durch dieses Verfahren der Stoffwechsel bedeutend beschleunigt und das Gift zur Ausscheidung gebracht wird. Auch kann man Belladonna einige Tage hindurch innerlich verabfolgen. Dabei muß vor allem der Gebissene psychisch beruhigt werden. Dringend ist bei jedem wutverdächtigen Falle die Pasteursche Schutzimpfung zu empfehlen, die sich glänzend bewährt hat.

Treten Symptome der Wutkrankheit auf, dann verabfolgen wir Belladonna bei rotem Gesicht, heißem Kopf, Lichtscheu, Schluckkrämpfen, Speichelfluß, Atembeengung und großer Unruhe. – Hyoscyatnus bei mehr blassem Gesicht, Krämpfen in den Gesichtsmuskeln, wildem oder stierem Blick, geringem Durst und Zittern einzelner Körperteile im Schlaf. – Stramonium bei heftigen Wutanfällen, heiserer kreischender Stimme, wilden Delirien mit Zähneknirschen und ängstlichem Luftschnappen. – Cantharis bei heftigen Schlingbeschwerden und großer Mundtrockenheit.

Die Medikamente werden in 1stündlichen Gaben verabfolgt.


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