Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Hüftweh. – Ischias

Mit diesem Namen bezeichnet man seit alten Zeiten einen heftigen Schmerz in der Gegend des Hüftgelenkes. Ist der Schmerz festsitzend, auf das Gelenk allein beschränkt, und wird er durch Gehen oder Auftreten verschlimmert, so besteht gewöhnlich eine schleichende Entzündung daselbst, der ein sog. freiwilliges Hinken folgt. Erstreckt sich der Schmerz nach dem Kreuzbein und den Lenden hin, mit unbestimmtem Sitze und mehr oder weniger behinderter Muskelbewegung, dann ist Rheumatismus vorhanden oder auch ein Knochen- oder Muskelleiden der Beckengegend wahrscheinlich. Bisweilen folgt der Schmerz dem Bereiche der Hüftnerven, dem Verlaufe des Ischiadicus, und strahlt daher an der hinteren Seite des Schenkels und außen herab bis zur Kniekehle und verbreitet sich hier im Unterschenkel; dann bildet er das hintere Hüftweh (Ischias postica – Neuralgia ischiadica). Begleitet der Schmerz aber den Verlauf der Schenkelnerven, zieht er sich im Bereiche des Cruralis hin und geht von der Leiste aus an der inneren und vorderen Seite des Schenkels zum Knie und bis an den inneren Knöchel herab, so nennt man es vorderes Hüftweh (Ischias antica – Neuralgia cruralis). Diese Form ist selten und der Schmerz lange nicht so heftig als bei der Ischias postica. Der Schmerz hat die Eigentümlichkeit der Nervenschmerzen oder Neuralgien, große Heftigkeit, plötzliches Auftreten und Verschwinden, große Hartnäckigkeit, aber unbehinderten Gebrauch des Gelenkes. Für die häufig äußerst schwierige Diagnose ist es wichtig, daß die Ischias stets nur ein Bein befällt, meist ohne Fieber auftritt und keine Neigung zu Abszeßbildungen besitzt.

Bei sehr langer Dauer des Leidens kommt es entweder zu einer lähmungsartigen Schwäche des kranken Gliedes, oder dieses magert allmählich ab und verliert seine Erregbarkeit.

Bei homöopathischer Behandlung gelingt es meistens schon in 8 bis 14 Tagen, die Schmerzen zu beseitigen oder wenigstens ganz bedeutend zu mildern, während die Allopathie gar nichts dagegen auszurichten vermag und sich das Leiden monatelang hinzieht. Rückfälle sind jedoch sorgfältig zu verhüten; daher muß der Patient, auch wenn der Schmerz ganz nachgelassen hat, noch mehrere Wochen ruhig im Bett verweilen.

Gegen ischiadische Schmerzen haben sich besonders bewährt:

Aconitum: Hauptmittel, wenn die Schmerzen durch Erkältung entstanden und mit Fieber verbunden sind. Wir verabfolgen stündlich 1 Gabe und erzielen dadurch bald eine reichliche Transpiration, wonach die Schmerzen nachzulassen pflegen.

Arnica: Wenn die ischiadischen Schmerzen durch übermäßige Anstrengung der Beine, durch Reiten, weite Märsche, Bergsteigen usw. verursacht wurden. Bei Lähmigkeits- und Zerschlagenheitsgefühl der leidenden Teile; der Kranke strebt trotz bedeutender Schmerzen immer nach Lageveränderung der Beine.

Arsenicum: Hauptmittel bei völlig intermittierenden, in einem festen Typus auftretenden Schmerzen, die sich stets um Mitternacht bis zur Unerträglichkeit steigern. Brennend-reißende Schmerzen, durch Wärme für Augenblicke gemindert. Schmerzen, die auf dem Knochen zu sitzen scheinen. Im Wechsel mit Colocynthis oder Rhus Toxicodendron.

Belladonna: Bei außerordentlich heftigen, mit mehr oder weniger Fieber verbundenen und die nächtliche Ruhe störenden Schmerzen, die durch die geringste Berührung oder Bewegung des leidenden Teiles vermehrt werden.

Causticum: Bei Ischias antica und gegen die infolge der Neuralgie etwa zurückbleibenden lähmungsartigen Schmerzen.

Colocynthis: Bei unerträglich heftigen, in den Nachmittags- und Abendstunden eintretenden Schmerzen, die vom Trochanter, der gegen äußeren Druck sehr empfindlich ist, ausgehen und von da längs der Außen- und Rückseite des Schenkels bis zum Knie und Knöchel sich ausbreiten. Steifigkeit und verhinderte Bewegung; im Hüftgelenk. Widerlicher Geruch des Harns.

Gnaphalium: Bei heftigen Schmerzen entlang dem Verlauf des Nervus ischiadicus, abwechselnd mit Taubheitsgefühl.

Iris versicolor: Linksseitige Ischias mit plötzlich auftretenden, heftigen lanzinierenden Schmerzen, die eine Art von Lähmung bewirken, so daß man nicht die geringste Bewegung machen darf. Stärkere Bewegung hat keinen Einfluß auf die Schmerzen.

Phytolacca decandra: Neuralgische, drückende, ziehende, nachts und bei Bewegung oder Druck sich verschlimmernde Schmerzen. Ist gegen Ischias und gichtisch-neuralgische Schmerzen ein ganz vorzügliches Mittel, besonders wenn Colocynthis oder Rhus Toxicodendron wenig oder nichts genützt haben sollten.

Pulsatilla: Bei Ischialgia rheumatica, wenn die Schmerzen besonders abends eintreten und während der Nacht zunehmen, sich jedoch durch Bewegung und äußere Wärme bessern. Die Schmerzen wechseln schnell ihren Sitz, befallen bald die Äste des Ischiadicus, bald jene des Cruralis und werden bald im Oberschenkel, bald im Knie, bald am Knöchel empfunden.

Rhus Toxicodendron: Zuckende und reißende, abends und nachts eintretende, in der Ruhe und Bettwärme sich verschlimmernde, durch Lageveränderung des leidenden Teiles oder durch fortgesetzte Bewegung sich bessernde Schmerzen. Bei Taubheits- und Lähmigkeitsgefühl in den ergriffenen Teilen. Sehr verläßlich in rheumatischen Ischialgien, die durch Erkältung im Nassen, kaltes Baden usw. oder durch Überanstrengung verursacht worden sind.

Ruta: Wenn die Schmerzen im Knochen selbst ihren Sitz zu haben scheinen und die Kranken die Knochen wie zerschlagen oder zerquetscht fühlen. Die Schmerzen lassen nicht zur Ruhe kommen und nötigen den Kranken, umherzugehen.


 << zurück weiter >>