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Das wesentliche sowohl Kenn- als Unterscheidungszeichen dieser Krankheit von anderen Fiebern und fieberhaften Krankheiten besteht in dem periodischen Auftreten einer Reihe einzelner, durch Frost, Hitze und Schweiß bezeichneter Fieberanfälle mit mehr oder minder regelmäßiger Wiederkehr (Typus), als tägige, 3- bis 4tägige, d. h. entweder alle Tage oder einen Tag um den anderen, oder stets am 4. Tage; zuweilen treten die Anfälle an ein und demselben Tage 2mal auf, und man sagt dann doppelt 1-, 3-, 4tägig usw. (Febris tertiana, quartana, quotidiana.)
Vorboten sind: Mattigkeit, Mangel an Appetit, Kopfweh, Gemütsverstimmung, Trägheit aller willkürlichen Verrichtungen. – Zeigt sich das Fieber in seiner reinen Gestalt und nimmt es den regelmäßigen Verlauf, dann fängt ein jeder Anfall mit Frost an, setzt mit Hitze fort und endet mit Schweiß und Ausleerung eines Urins, der einen ziegelmehlähnlichen Bodensatz zu machen pflegt. Hierauf tritt die fieberfreie Zeit ein, in der der Kranke nach Beschaffenheit des Fiebers sich bald ganz wohl fühlt, bald aber mehr oder weniger Beschwerden empfindet, z. B. Mangel an Eßlust, Mattigkeit, Schwere, Eingenommenheit des Kopfes.
In sumpfigen Gegenden pflegen die Wechselfieber oft sehr hartnäckig zu sein, und es kann leicht, auch bei unpassender Behandlung des Patienten, zu einer allgemeinen Blutverderbnis kommen, die zuletzt durch Anschwellung der Leber oder Milz, Wassersucht, Blutmangel und tiefes Sinken der Ernährung zum Tode führt. Die nach langem Wechselfieber schon äußerlich fühlbaren Obstruktionen und Anschwellungen der Leber und Milz, welch letztere oft einen 8- bis 10fachen Umfang erreicht, werden Fieberkuchen genannt.
Bei der Behandlung der Krankheit ist eine strenge Individualisierung jedes einzelnen Falles notwendig und besonders zu beachten, in welchem Verhältnis Frost, Hitze und Schweiß zueinander stehen, ob und wann Durst eintritt und welche begleitenden Beschwerden vorhanden sind. – Zwar hat Hahnemann im allgemeinen recht, daß besonders die Erscheinungen in der fieberfreien Zeit zur Wahl des Heilmittels leiten sollen, doch kommen auch nicht selten Fälle vor, wo man sich ganz allein auf die Erscheinungen im Anfalle stützen muß, nämlich dann, wenn diese durchaus stetig und charakteristisch sind, sowie da, wo die Apyrexie oder fieberfreie Zeit vollkommen rein ist.
Als Ursache des Wechselfiebers und der Malaria hat man einen zu den Protozoen gehörenden Organismus kennen gelernt, der durch eine zur Gattung Anopheles gehörende Mückenart auf den Menschen übertragen wird. Stechen solche von den Parasiten bewohnten Mücken einen Menschen, so wandern Keime des Krankheitserregers in dessen Körper ein, vermehren sich sehr schnell und verursachen die Krankheit.
Die Behandlung der Wechselfieber durch China und Chininum in großen Gaben, wie die Ärzte der alten Schule verordnen, ist nicht nur unsicher, sondern auch häufig höchst schädlich, da die so mißhandelten Kranken oft in schwere, ja unheilbare und endlich tödliche Leiden versetzt werden. Wenigstens haben es die Chinahelden schon so weit im Publikum gebracht, daß China und Quecksilber gleich fürchterliche Worte für die Leidenden geworden sind und gar viele ihr Wechselfieber besser Gott und der Natur überlassen. Wenn auch in vielen Fällen die Heilung des Wechselfiebers durch homöopathische Mittel langsam fortschreitet, so bessert doch unser Verfahren meist in ersichtlicher Weise bald das Gesamtbefinden des Kranken, und er schleppt keine bleibende Erinnerung, wie Fieberkuchen u. dgl., in sein späteres Leben mit.
In der homöopathischen Praxis haben sich folgende Arzneien bewährt:
Antimonium crudum: Erwies sich sehr hilfreich bei gastrischen Beschwerden, bitterem Mundgeschmacke, belegter Zunge, Ekel und Übelkeit, Magendrücken, und wenn beim Fieber großes Verlangen nach sauren Gurken vorhanden ist.
Apis: Nach Wolf (siehe seine homöopathischen Erfahrungen, Heft 1, Seite 23) ist uns in dem Bienengifte das vorzüglichste Heilmittel des gesamten, unter dem Namen Wechselfieber verstandenen Krankheitsprozesses gegeben. Sein Prüfungsbild zeigt, daß es auf die ganze Blutbildung und auf alle Nerven, Hirn-, Rückenmarks- und Ganglien-Nerven, umändernd einzuwirken vermag. Sämtliche Beschwerden, die bis jetzt beim Wechselfieber wahrgenommen sind, finden sich in trefflicher Ähnlichkeit wieder unter den vom Bienengifte bewirkten Befindensveränderungen. Man gebe es in der freien Zeit so lange fort, bis sichtbare Besserung eintritt, auch bei Chinamißbrauch. Wo auf skrofulösem Boden die Heilung nicht bewirkt wird, da ist nach Wolf Natrium muriaticum in nur einigen Gaben notwendig.
Arsenicum: Hauptmittel bei Wechselfiebern, besonders in Sumpfgegenden, und wenn bereits bei eingewurzelten und mit China mißhandelten Wechselfiebern Störungen in der Leber und Milz vorhanden sind und Anschwellungen dieser Organe bemerkbar werden. Bei großer Schwäche, Blutleere, aufgedunsenem, erdfahlem Gesicht, großem Durst, Herzensangst, Atemnot, Durchfällen, wassersüchtigen Anschwellungen, Brennen in der Herzgrube.
Man hat mit diesem Mittel in den Vereinigten Staaten eine Unzahl veralteter und mit China verhunzter Wechselfieber rasch und bleibend beseitigt. Ebenso haben wir bei Anwendung dieses Mittels viele Wechselfieber in Litauen, Masuren und in der Tilsiter Niederung weichen sehen.
Belladonna: Paßt vorzüglich, wenn die das Wechselfieber begleitenden Symptome anfallartig eintreten, der Frost weniger lebhaft, dagegen die Hitze zuweilen mit Frostschauern vergesellschaftet ist; sehr geringer Schweiß und Durst. – Auch wenn vorhanden sind wühlende Kopfschmerzen mit Schwindel, rotem, gedunsenem Gesicht, Augenrötung, Übelkeit, Stuhlverstopfung, Schüttelfrost oder auch bloßes Frostüberlaufen, Delirien während der Hitze, großer Durst.
Bryonia: Starker Schüttelfrost mit unerträglichen, herauspressenden Kopfschmerzen, besonders in der Stirn; dabei starker Durst. Hitze, die entweder mäßig oder stark ist, auch mit Durst; zuletzt Schweiß. Nicht selten sind gastrische Symptome, belegte Zunge, bitterer Geschmack, Übelkeit und Erbrechen vorhanden.
Calcium: Bei anfänglicher Gesichtshitze mit nachfolgendem Froste oder mit Kälte der Hände und Füße. Oder äußerlicher Frost mit innerlicher Hitze. Schwere im Kopfe und in den Gliedern; Dehnen und Recken, Kreuzschmerzen, Unruhe. Bei Chinamißbrauch.
Capsicum: Vorherrschender Frost, auf den heftig brennende Hitze folgt; oder ohne Hitze eintretender Schweiß nach dem Froste. Schleimanhäufungen im Munde, im Halse und im Magen. Schleimige, brennende Durchfälle. Durst während des Frostes oder während des ganzen Anfalles. Angst und Übellaunigkeit, die mit dem Froste zunimmt.
Capsicum, mit Cina abwechselnd wiederholt, beseitigt oft einzig und allein die Krankheit. Cina: Auffallende Gefräßigkeit oft schon im Froste, ungestört selbst durch eintretende Übelkeit und Erbrechen; heftiger Schüttelfrost ohne besondere Körperkälte.
Carbo vegetabilis: Fieber mit abendlichem und nächtlichem Frösteln. Durst nur während des Frostes; reichlicher Schweiß. Kälte der Füße, große Schwäche. Auch nach Chinamißbrauch.
China und Chininum sulfuricum: Sumpffieber mit großer Schwäche und Hinfälligkeit. Milzgeschwulst. Wassersucht, besonders ödematöse Anschwellungen der Füße. Starke, schwächende Schweiße. Gallige Zustände, gelbliche Hautfarbe.
Eucalyptus: Echte Malaria mit Schüttelfrösten.
Eupatorium: Frostschauer mit Durst von 7 bis 9 Uhr morgens. Rheumatische Knochenschmerzen.
Ferrum: Fieber nach Chinamißbrauch; Leber- und Milzanschwellungen, Blutwallungen, Gesichtsblässe, große Schwäche, Wassersucht.
Ignatia: Wechselfieber rein nervöser Art. Frost, durch äußere Wärme gemildert. Durst im Froste und Rückenschmerzen; bleiche Hautfarbe, große Mattigkeit.
Ipecacuanha: Bei Wechselfieber mit geringem Froste, gastrischen Symptomen und mit zusammenschnürender Brustbeengung. Chinamißbrauch.
Lachesis: Sehr nützlich bei geringen Frostschauern, dann Hitze mit brennendem Durste, Delirien mit vielem Schwatzen. Gesichtsröte mit heftigen Kopfschmerzen. Hitze, besonders nachts; Schweiß nach der Hitze, gegen Morgen. Große Schwäche und schnelles Hinsinken der Kräfte außer den Anfällen.
Menyanthes: Nützt fast stets in Wechselfiebern mit Kälte im Unterleibe.
Natrium muriaticum: Bei anhaltendem Froste; Hitze mit Gesichtsröte, heftigem Kopfweh, gelblicher Hautfarbe. Großer Durst schon während des Frostes, besonders aber in der Hitze. Trockenheit der Zunge, bitterer Mundgeschmack, völlige Appetitlosigkeit. Große Schwäche, Geschwürigkeit der Mundwinkel.
Nux vomica: Fieber verschiedener Art, besonders mit Verstimmung des Rückenmarksnerven- oder des Gangliensystems. Frost anhaltend, mit und ohne Durst, mit bläulichen Fingernägeln; darauf große, allgemeine Hitze mit vielem Durste, dann Schweiß. Schwere im Kopfe, Schwindel, Appetitmangel, bitterer Geschmack und Aufstoßen; Gesicht gelblich; Magendrücken; weißbelegte Zunge, Empfindlichkeit der Herzgrube bei geringer Berührung, Stuhlverstopfung; Überempfindlichkeit des Gemütes.
Pulsatilla: Bei bleichsüchtigen, reizbaren und nervenschwachen Personen, besonders bei Frauen, die an Verdauungsschwäche leiden. Großer Frost oder nur Frostigkeit, dann Hitze mit nachfolgendem Schweiße und Ermattung. Bitterer Mundgeschmack, Schwindel, Kopfschmerz, Beklemmung und Angst in der Herzgrube, Drücken und Spannen im Magen.
Rhus Toxicodendron: Fieber von Erkältung im Feuchten. Klopfende Kopfschmerzen. Frost vom Kreuz und den Oberschenkeln aus über den ganzen Körper, Gliederreißen; Durst im Froste. Hierauf allgemeine Wärme und Frösteln bei Bewegung. Gesicht erdfahl. Zuletzt säuerlicher Schweiß. Auch wenn heim Froste sich Nesselausschlag bildet.
Sabadilla: Bei vorherrschendem Froste; dabei Durstlosigkeit oder mäßiger Durst; trockener, krampfhafter Husten, reißende Knochenschmerzen in den Gliedern beim Froste; Delirien, Schlaf, Dehnen und Recken der Glieder während der Hitze. Fieber, die zur bestimmten Stunde eintreten.
Sambucus: Heftige, ermattende Schweiße; starke Hitze ohne Durst.
Tartarus emeticus: Ähnlich wie Ipecacuanha, nur wenn die gastrischen Symptome tiefer gehen und heftige Kopfschmerzen, auch Schlafsucht damit verbunden sind. Oft gelingt, mit diesem Mittel sehr schnell die Heilung.
Thuja: Fieber nur mit Schüttelfrost, äußerer und innerer Kälte, darauf erfolgt ohne Hitzeperiode sogleich Schweißausbruch.
Veratrum: Frost ohne Hitze bei sehr gesunkenen Lebenskräften, kaltem Schweiße, Erbrechen, starkem Durste, Durchfall. In einzelnen Fällen nach Chinamißbrauch.
Wir haben beim Wechselfieber folgende Arzneien stets als die hilfreichsten erkannt: Arsenicum, Nux vomica, Calcium carbonicum, Natrium muriaticum, Belladonna. Nach Chinamißbrauch sind nützlich: Arsenicum, Calcium, Nux vomica, Ferrum, nachher: Ipecacuanha, Carbo vegetabilis, Veratrum.
Neuere Ärzte loben bei hartnäckigen Wechselfiebern das Fraxinin und Aesculin, 1. Verreibung, sowie Eucalyptus globulus (Tinktur, täglich 3mal 5 Tropfen). Bei Milzanschwellung: schwefelsaures Manganoxydul.
Der noch nicht akklimatisierte Ausländer, der in Malariagegenden leben muß, vermeide die feuchte und neblige Abend- und Nachtluft, sowie den Morgentau, kleide sich warm, vermeide jede Erkältung, Ausschweifungen jeder Art, genieße nur mit Vorsicht und mäßig die Früchte und gehe nicht mit nüchternem Magen aus dem Hause. Vor allem trinke man kein Sumpfwasser, außer es ist vorher abgekocht und durch Filtrieren gereinigt sowie mit etwas Wein oder Rum vermischt. Man vergleiche übrigens, was bei Nervenfieber und Gelbfieber gesagt worden ist.