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Gliedschwamm. Tuberkulöse Gelenkentzündung. Fungus articulorum. Tumor albus genu. Arthrocace

Der Gliedschwamm, heute skrofulöse oder auch tuberkulöse Gelenkentzündung genannt, ist eine schmerzhafte, weiße Geschwulst des Kniegelenkes, die in einer kopiösen Ansammlung flüssigen, meist reizlosen Exsudates im Kniegelenk besteht, wobei die Farbe der Haut unverändert bleibt. Das kranke Glied wird schwach, das Kniegelenk wird unbeweglich; man fühlt ein knisterndes Geräusch. Gewöhnlich geht eine Entzündung der Gelenke voraus in der Form des Gelenkrheumatismus, deren Produkte bald wässerig, bald faserstoffig usw. sind und jene oft hartnäckigen Anschwellungen der Gelenke bilden, die nicht selten in Eiterung und Zerstörung übergehen. – Die sog. skrofulöse oder tuberkulöse Gelenkentzündung befällt bald die Synovialhaut, bald die Epiphysen zuerst oder geht von beiden zugleich aus. Sie trägt gewöhnlich das Gepräge der spezifischen Knochentuberkulose an sich und geht in reichliche Eiter- und Granulationsbildung über, wodurch rasche Zerstörung der Knorpel und Knochen erfolgt. Die Prognose ist äußerst ungünstig; bestenfalls bleibt Steifheit des Knies zurück (Ankylose), nicht selten erfolgt aber der Tod durch Marasmus oder durch Pyämie.

Sulfur: Hauptmittel bei skrofulöser Anlage, bei starker Anschwellung des Kniegelenkes, bei Eiter- und Granulationsbildung. Bei beginnender Zerstörung der Knorpel und Knochen: Silicea. Auch hat sich sehr oft Lithium salicylicum in täglich zu wiederholenden Gaben bewährt.

Jodum oder auch Bromum: Bei skrofulöser Knieentzündung: Bedeutende, hellrote, glänzende, heiße, pralle Geschwulst des Knies; im Beginne der weißen Kniegeschwulst und in der Kniegelenkwassersucht, wobei auch Kalium jodatum oder chloratum passend sind.

Calcium carbonicum: Paßt oft nach Sulfur, wo die Geschwulst einer Balggeschwulst ähnlich sieht, mit Reißen und Ziehschmerzen, besonders nachts, bei starker Auftreibung des Gelenkes, bei Ergriffensein des Knochens. In der oft entzündlichen Geschwulst Stechen oder Klopfen, reichliche Eiterbildung, Schwäche oder Mattigkeit im Beine, wie Lähmung.

Silicea: Kniegelenkentzündung oder Eiterung: Knie und seine Umgebung außerordentlich geschwollen und blaurot; vertragen keine Berührung und schmerzen besonders nachts. Fühlbare Schwappung in der äußeren Seite des Knies bei Härte der übrigen Teile. Oft nach Kalium carbonicum.

Man verabfolge die Arzneien in mittleren oder höheren Potenzen und beharre bei dem richtig gewählten Mittel so lange, bis die Besserung vorwärts schreitet, und wenn sie noch so langsam erfolgt. Ein ungeduldiges und vorschnelles Wechseln der Mittel führt bei dieser Krankheit nie zum Ziele. Übrigens vergleiche man noch » Knochenleiden«.

Außer diesen Arzneien verdienen noch in einzelnen Fällen folgende Berücksichtigung:

Arnica: In öfter zu wiederholenden Gaben; bei akuter, frisch entstandener Kniegeschwulst, von Fall, Stoß oder Druck herrührend ( traumatische Gelenkentzündung). Auch sind äußerlich Umschläge von Arnicawasser (1 Teil Arnica-Tinktur auf 10 Teile Wasser) auf die ergriffene Stelle sehr empfehlenswert. Erfolgt nicht bald Besserung, dann verdienen noch Beachtung: Conium, Rhus Toxicodendron oder Ledum.

Bryonia: Wenn die Geschwulst plötzlich von Erkältung entstanden ist oder während der Behandlung in eine heiße, gespannte Geschwulst übergeht; bei rheumatischer oder chronisch-rheumatischer Gelenkentzündung. Auch bei arthritischer Gelenkentzündung, wo kreidige oder gipsartige, aus harnsaurem Natron und Kalk bestehende Massen als knotige, feste oder weiche Anhäufungen (Tophi) im Periost oder in den Gelenkbändern lagern, wird dieses Mittel den Entzündungsprozeß oft schnell kupieren und vielleicht fernere Ablagerungen verhindern. Auch bei nach akuten Exanthemen vorkommenden Kniegelenkentzündungen, bei denen Belladonna ebenfalls von bedeutendem Nutzen sein kann, ja sehr oft den Vorzug vor Bryonia verdient. Darnach nützt auch oft Kalium carbonicum.

Diese in tieferen Potenzen zu verabfolgenden Mittel müssen täglich mehrmals dargereicht werden, bis sichtbare Besserung erfolgt. Kalium carbonicum reiche man täglich 2mal.

Gut bewährt hat sich auch Acidum formicicum.

Bessert sich das Leiden bei dieser Behandlung in 3 bis 4 Monaten nicht, oder hat es schon, was sehr oft vorkommt, vor solcher Behandlung lange bestanden und das Kniegelenk bedeutend aufgetrieben, so ist es oft von großem Nutzen, einen anhaltenden und gleichmäßigen Druck auf das geschwollene Gelenk auszuüben. Dies geschieht mittels eines Gipsverbandes, dessen Anlegung man dem Spezialisten überlassen muß, und wobei der Patient, falls keine Schmerzen dabei empfunden werden, an einem Stocke umhergehen kann. Bei Fistelbildung oder stattfindender Eiterung muß dem Eiter sofort freier Abzug verschafft werden, da sonst neue Entzündung oder Eitersenkung mit allen ihren Folgen entstehen kann. Der Verband bleibt liegen, wird jedoch von Zeit zu Zeit aufgeschnitten und mit neuer Watte gepolstert, wobei stets auf größtmögliche Reinhaltung der Wunden gesehen werden muß.

Bei der Entzündung des Schleimbeutels vor der Kniescheibe (Hygroma patellae) hat sich Natrium muriaticum ganz vorzüglich bewährt. Auch Kalium chloratum (D6) ist hierbei sehr zu empfehlen wegen seiner bedeutenden Resorptionskraft, so auch bei Überbeinen (Ganglion); sehr häufig aber auch Arnica, äußerlich die verdünnte Tinktur dieses Mittels.


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