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Schlaflosigkeit. Agrypnia. Insomnia

Sie besteht nicht immer für sich allein, sondern ist meist Symptom anderer Leiden: Reizbarkeit, Gehirnreiz, Gastrizismus, Würmer, Herzübel, Brustwassersucht usw. Als vorstechendes Symptom erscheint sie bei Fieber, als Vorbote der Gicht und des Rheumatismus, wo infolge von Säurebildung im Blute die Gehirnnerven übermäßig gereizt werden; auch bei reiner Verstimmung, Hysterie, nach Tee- und Kaffeemißbrauch, vor und bei Irresein. Oft ist eine unregelmäßige Lebensweise, spätes Aufbleiben und Tagschlafen daran schuld.

Die Schlaflosigkeit ist eine der nachhaltigsten Störungen der Gesundheit; immer ist hierdurch mehr oder weniger die körperliche Ökonomie am anderen Tage angegriffen, allgemeine Mißstimmung und ein anomaler Zustand vorhanden, den man den untersten Graden von Krankheit beizählen kann. – Hauptsache ist, die Hindernisse zu kennen und zu beseitigen, die den Schlaf stören oder verscheuchen können. Hindernisse des Schlafes sind: Magenüberladung, Gemütsaufregungen, Wein-, Kaffee- und Teegenuß, magnetische Rückstriche, Mondstrahlen und alles das, was odpositiv auf den Organismus reagiert. Schlaffördernd ist die richtige Lage des Menschen im Meridian, und zwar so, daß der Kopf nach Norden, die Füße nach Süden gerichtet sind, wobei der Schlafende, seiner Neigung folgend, sich auf die rechte Seite zu legen, das Gesicht und die Vorderseite seines Körpers der Mauerwand zukehrt; auch muß verhütet werden, daß jemand auf der anderen Seite der sein Bett begrenzenden Mauer in umgekehrter Lagerung schläft. Für manche ist es wohltuend, in einem etwas kühlen Schlafgemach zu ruhen. Endlich ist der Fortstrich Fortstrich sind magnetische Striche, mit einer oder zwei Händen vom Kopfe bis zu den Füßen oder bloß bis zu den Händen des Patienten geführt. Sie wirken verteilend, ableitend und beruhigend auf den Kranken ein. ein den Schlaf sehr beförderndes Mittel; auch das Auflegen der rechten Hand ½ Minute lang (aber nicht länger) auf die linke Magenseite – d. h. die linken Lappen des Solargeflechtes –, ein wenig Hauch, z. B. Anblasen auf die linke Seite des Hinterkopfes; alles dies ist imstande, unverzüglich die Schlaflosigkeit zu beseitigen, und es sind unschätzbare Hilfsmittel, wenn alle Pathologie und Therapie versagt.

Von Arzneien haben sich bewährt:

Aconitum: Wenn Gemütsbewegungen, besonders Angst, Furcht oder Schreck die Ursache der Schlaflosigkeit sind.

Avena sativa (Θ): Bei Schlaflosigkeit infolge geistiger Überanstrengung, Nervenschwäche, abends 5 bis 20 Tropfen in 1 Eßlöffel warmen Wassers.

Belladonna: Bei Schlaflosigkeit, die auf eine Primäraffektion des Hirns, besonders auf Hyperämie, zurückgeführt werden kann. In ähnlichen Fällen auch Stramonium oder Hyoscyamus. Bei zahnenden Kindern, wenn leichte Fieberregungen mit der Schlaflosigkeit verbunden sind: Gelsemium.

Coffea: Besonders bei jugendlichen Personen, wenn die Schlaflosigkeit durch übergroße Freude und durch Aufregung der Phantasie verursacht wird.

Hyoscyamus: Nützt bei Schlaflosigkeit infolge von Gehirnhyperämie und Überreizung des Nervensystems; bei sensiblen, reizbaren Personen.

Ignatia: Beängstigende Gedanken und niederschlagende Gemütsbewegungen, Sorgen, Kummer, Gram lassen nicht zum Schlafen kommen.

Moschus: Schlaflosigkeit aus nervösem Erethismus, ohne nennbare schlafhindernde Beschwerden; ist oft sehr hilfreich auch bei hysterischen und hypochondrischen Personen.

Nux vomica: Schlaflosigkeit von langem Nachdenken und Lesen bis in die Nacht hinein; Gedankenzufluß. Auch bei Kaffeetrinkern und Liebhabern alkoholischer Getränke.

Opium: Bei alten Leuten, oder wenn Furcht und Schreck die Ursache sind; auch bei Schlaflosigkeit der Säufer.

Pulsatilla: Bei Blutwallungen und aufsteigender Hitze nach dem Kopfe; bei jungen, bleichsüchtigen Mädchen. Auch wenn viele Gedanken den Kopf durchkreuzen oder Magenüberladung stattgefunden hat. Bei außerordentlicher Schwäche: China, Ferrum. – Schlaflosigkeit bei und nach Typhus: Calcium carbonicum. – Ist große Nervenaufgeregtheit Ursache der Schlaflosigkeit, dann tut mitunter 1  Glas Zuckerwasser vor dem Schlafengehen gute Dienste. Bewährt hat sich auch das Schlafmittel auf homöopathischer Grundlage » Plantival« von Dr. Willmar Schwabe, Leipzig O 29, das völlig giftfrei ist und einen wohltätigen Schlaf herbeiführt.

Schlaflosigkeit kleiner Kinder: siehe »Kinderkrankheiten«.


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