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Im Plobenhof (an der heutigen Museumsbrücke) wohnte in alter Zeit die Familie Groß, die zu den Nürnberger »Geschlechtern«, d. h. zu den Familien gehörte, die Nürnberg regierten. Hinter ihrem Haus war ein großer Garten mit schönen alten Bäumen, der bis hinunter an die Pegnitz ging. Heinz Groß hatte einen häßlichen Ausschlag. Das Volk von Nürnberg nannte ihn deshalb nur den »grindigen Heinz«. Er ließ sich deshalb nicht gern auf den Straßen sehen. Er ließ sich auch nicht in den Rat aufnehmen, obwohl er sonst ein gescheiter und achtbarer Mann war. Dafür arbeitete er viel in seinen großen Garten Einmal im Sommer des Jahres 1320 hatte er lange gearbeitet, hatte gejätet und gegraben, war müde geworden und hatte sich schließlich unter eine große Linde zum Schlafen gelegt. Da sah er sich im Traum in seinem Garten gehen und dabei fand er einen großen Schatz. Weil er kein Werkzeug dabei hatte, konnte er ihn nicht heben. Er wollte schnell ins Haus laufen, um eine Schaufel zu holen. Damit er aber den Platz wiederfinde, streute er 23 Lindenblätter auf den Boden. Dann eilte er fort. Und wachte auf.
Er lag noch unter dem Lindenbaum, aber der Traum ließ ihn nicht los. Er stand auf und ging nachdenklich im Garten auf und ab. Da kam er an die Stelle, an der er vorhin im Traum den Schatz gesehen hatte und da lag ein Häuflein Lindenblätter an derselben Stelle genau so, wie im Traum. Jetzt eilte er wirklich ins Gartenhaus, holte Schaufel, Spaten und Hacke und grub unter den Linienblättern nach. Es dauerte auch gar nicht lange, da kam er mit seinem Werkzeug auf eine schwere Truhe, die ganz voll mit Gold- und Silbermünzen und prächtigen Kleinodien gefüllt war. Ehe er angefangen hatte zu graben, hatte er aber den ganzen Schatz, den er hier finden werde, den Armen gelobt.
Der »grindige Heinz« hat sein Versprechen gehalten. Der Rat der Stadt Nürnberg erlaubte ihm, daß er den gefundenen Schatz zur Gründung eines großen Spitals verwende. Der »grindige Heinz« kaufte das kleine Jungfrauenklösterlein, das den Namen »Zum Himmelsthron« trug. Die Nonnen wanderten nach Gründlach. Dann hieß er den Platz freimachen und holte sich Baumeister für seinen Plan.
Aber bald sah er, daß der Baugrund in Nürnberg für ein so großes Haus, wie er es bauen wollte, nicht ausreichte. Nirgends war Raum genug. Da ließ er sich vom Rat die Erlaubnis geben, den Bau über der Pegnitz aufzurichten. Der Rat gab die Genehmigung; bald wölbten sich große Tore, unter denen die Pegnitz in zwei Armen dahinfließen konnte und auf diesem Grund wurde nun das große Spital gebaut.
Der grindige Heinz wurde aber auch für seine gute Tat belohnt. Bisher hatte kein Arzt ihn von seinem häßlichen Ausschlag befreien können. Aber unter den alten Frauen, die zuerst ins Spital aufgenommen wurden, war auch eine, die von Krankheit und Gesundheit und von Heilküsteten aller Art mehr verstand als andere Menschen. Sie gab dem Heinz eine Salbe, die ihn in ein paar Monaten von seinem Ausschlag befreite.
Jetzt fing ein neues Leben an. Er ging auf die Straße, suchte die Gesellschaft der Menschen und wurde bald in den Rat der Stadt gewählt. Kaiser Ludwig der Bayer soll mit ihm besonders befreundet gewesen sein. Er besuchte ihn oft, und wenn er in Nürnberg war, stieg er im Plobenhof zum Quartier ab. Ludwig der Bayer hat dem Heinz Groß und seiner Familie auch ein Wappen verliehen. Auf dem Wappen sollen 23 Lindenblätter mit einem Hügel zu sehen sein, zum Gedächtnis an den Traum im großen Garten.