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Willibald Pirckheimer saß mit Dürer in dessen Haus zusammen in einer fröhlichen Versammlung. Man redete von den Künstlern des Auslandes und von ihren sonderbaren Bräuchen. Da erzählte Pirckheimer eine Geschichte
Vor wenigen Jahren wurde in Rom die neue Peterskirche mit Wandgemälden geschmückt. Der Papst wollte den besten Künstler beauftragen und ihn unter allen Bewerbern herausfinden. Darum schickte er einen seiner Herren bei allen berühmten Meistern in ganz Italien herum und bat, sie sollte ihm Probezeichnungen liefern. Wer die beste Zeichnung lieferte, sollte die Arbeit bekommen. Jeder Maler gab sich Mühe, etwas Schönes für den Heiligen Vater zu zeichnen. Der Beauftragte des Papstes kam auch nach Florenz zu dem berühmten Maler Giotto und richtete seine Bestellung aus. Giotto besann sich kurz, nahm dann ein Blatt, tauchte seinen Pinsel ein und zeichnete damit einen Kreis, ohne abzusetzen Dann überreichte er das Blatt dem Herrn. Der aber war nicht zufrieden und wollte eine bessere und schönere Zeichnung. Giotto aber sagte: »Geht herum bei allen berühmten Künstlern! Keiner kann euch eine solche Probe liefern wie die!« Als der Papst die Probezeichnungen durchsah, erkannte er die große Geschicklichkeit, mit der der Kreis gemacht war, und entschied, daß Giotto der geschickteste und beste Maler sei und daß er die Winde der Peterskirche schmücken solle.
So erzählte Willibald Pirckheimer in der fröhlichen Versammlung im Hause Albrecht Dürers. Da sprachen die Herren hin und her und meinten: »Der Kreis kann ja recht gut gewesen sein! Aber wenn der Papst den Zirkel genommen hätte, dann wäre doch herausgekommen, daß er da und dort nicht ganz genau und richtig gewesen ist.« Dürer sagte kein Wort, nahm eine Kohle aus dem Kamin und zog damit auf der Wand einen Kreis. Dann sagte er, indem er einen Punkt in die Mitte setzte: »Meßt nach, da darf kein Fehler drin sein!« Sie holten einen Zirkel und fanden den Kreis wirklich tadelfrei.