Sagen aus Franken
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Eine unglückliche Hochzeit auf der Burg

Im Burghof der alten Kaiserburg in Nürnberg neben der großen alten Linde führt eine steinerne Treppe an der Außenwand hinauf zum großen Festsaal. Die Treppe war früher aus Holz und ist erst nach einem furchtbaren Unglück aus Stein aufgehört worden. Da wurde einmal eine Doppelhochzeit in der Kaiserburg gefeiert: der junge König Heinrich, der Sohn Kaiser Friedrichs II., wurde mit Margareta von Österreich und Herzog Heinrich von Österreich mit Agnes von Thüringen vermählt. Zu der Hochzeit der zwei jungen Heinriche waren aus dem ganzen Reich Herren und Frauen eingeladen worden; auch der Erzbischof von Köln sollte kommen. Der alte Erzbischof wurde aber unterwegs von seinem Neffen, einem Grafen von Altena, Überfallen und totgeschlagen. Niemand weiß mehr genau, warum. Man erzählt nur, daß die Begleiter des Erzbischofs mit der schrecklichen Nachricht nach Nürnberg kamen und zum Beweis die blutigen Kleider mitbrachten. Mitten in die fröhliche Feier hinein kam die schreckliche Kunde. Zornig fuhr der junge König Heinrich – er soll erst fünfzehn Jahre alt gewesen sein – auf und wollte auf der Stelle drunten am Hof unter der großen Linde ein furchtbares Gericht über die Mörder halten. Unter den Gästen waren aber einige, die meinten, man müßte die Angeklagten erst selber hören, ehe man sie verurteilen könne. Heinrich wollte davon nichts hören. Weil aber die ganze Gesellschaft vorher lustig getrunken hatte, kamen sie in Streit. Einige rissen die Schwerter aus der Scheide. Man rannte auf die Holztreppe und draußen entstand ein großes Gedränge. Da brach die Treppe zusammen. 56 wurden erschlagen, 22 davon waren aus dem Adel oder Mönche und Geistliche. Viele waren nur verwundet und konnten mit Mühe unter den Trümmern herausgezogen werden. Mancher starb noch nachher an den Wunden.

 


 


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