Sagen aus Franken
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Der Hohlweg neben dem fünfeckigen Turm

Die Burggrafen von Nürnberg hatten den Auftrag, die Kaiserburg zu hüten und die Rechte des Kaisers in der Stadt und um die Stadt herum zu wahren. Ein Wohnrecht in der Kaiserburg hatten sie nicht. Seit dem Jahr 1191 ist die »Burghut« an das Haus Hohenzollern gekommen. Viele Jahrhunderte sassen die Hohenzollern dort oben neben dem fünfeckigen Turm als die Vögte der Burg. Von da aus erwarben sie sich durch Heirat, durch Lehen und durch Kauf andere Gebiete und schönere Schlösser, z. B. in Ansbach und in Kadolzburg, aber auch in Kulmbach und in Bayreuth. Nachdem die Nürnberger ihre Grenzmauer um die Burggrafenburg gezogen hatten, gefiel ihnen die Wohnung in dem engen alten Nürnberger Schloß nicht mehr. Der Burggraf Friedrich VI. hatte eine Fehde mit dem Herzog von Bayern in Ingolstadt, Ludwig dem Bärtigen. Ein Amtmann wohnte in dem alten Burggrafenschloß in Nürnberg. Im Jahr 1420, im Oktober, zogen in der Nacht die Kriegsknechte des bayerischen Herzogs mit ihrem Führer, Christoph Layminger, dem Amtmann des Schlosses in Lauf, nachts in aller stille heran, kamen mit starker Macht über die Mauer und überrumpelten die Besatzung des Burggrafenschlosses. Trotz des strömenden Regens brannte die Wohnung des Burggrafen vollständig nieder. In der gleichen Nacht war auf dem Nürnberger Rathaus ein großes Fest mit Tanz und Schmaus und aller Lustbarkeit gewesen. Vor lauter Freude am Fest und vor Sturm und Regen hatte kein Mensch in der Stadt den feindlichen Überfall bemerkt, bis die Flammen aus den Häusern schlugen. Später behauptete der Burggraf Friedrich VI., dass der Rat der Stadt von dem Überfall gewußt und deswegen Tanz und Lustbarkeit auf dem Rathaus veranstaltet hätte, damit die Nürnberger Bürger nichts merken sollten. Manche behaupteten auch, damals hätten einige Nürnberger Bürger von der Stadt aus an der Gewalttat teilgenommen. Aber zu beweisen war nichts, und darum konnte auch niemand angeklagt werden. Die Burg lag in Trümmern. Der Burggraf Friedrich VI. bekam vom Kaiser die Markgrafschaft Brandenburg und war weit entfernt von Nürnberg mit aller seiner Kraft beschäftigt. Dort in Brandenburg brauchte er viel Geld. Da boten ihm die Nürnberger Ratsherrn an, gegen 120000 Gulden seine Burg über der Stadt Nürnberg mit allen Türmen, Mauern, Gebäuden mit allen Hofrechten, mit der Freiung und mit den Rechten auf die beiden Reichsforste von St. Sebald und St.Lorenz an die Stadt Nürnberg zu verkaufen Mit Freuden ging der Markgraf darauf ein und nahm das Geld in Empfang. Später hat es freilich viel Streit um diesen Kaufvertrag gegeben. Der fünfeckige Turm ist der letzte Rest von der großen Burggrafenwohnung. Auf der anderen Seite steht noch die Walburgiskapelle und eine große dicke Mauer gegen die Kaiserburg zu. Wer heute zur Burg hinaufgeht, muß neben dem fünfeckigen Turm durch einen Hohlweg gehen, der rechts und links mit Mauern verkleidet ist. In den Hügeln hinter diesen Mauern zu beiden Seiten des Hohlweges liegen die Trümmer der zerstörten Burggrafenburg. Die Nürnberger Buben steigen immer wieder einmal auf die Burg hinauf und gehen über die Schutthügel neben dem Hohlweg. Dabei stampfen sie mit den Füßen und bleiben stehen; dann heben sie den Finger und sagen: »Horch, da klingt's hohl!«

 


 


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