Sagen aus Franken
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Das Drudendrücken in Nürnberg

Ein Schuster zu Nürnberg hatte einst einen neuen Gesellen bekommen. Das war ein frischer Bursche von kräftiger Gestalt und gutem Aussehen. Etliche Wochen verstrichen, da begann dieser Schustergeselle abzumagern, daß er für alle, die ihn vorher gekannt hatten, jämmerlich anzuschauen war. Besonders des Morgens schlich er matt und mühselig in die Werkstätte zur Arbeit und bekam noch dazu Scheltworte von seinem Meister oder Stichelreden von den übrigen Gesellen zu hören.

Als dem Burschen endlich das Gespött der andern zu arg wurde, rückte er einmal mit der Sprache heraus und erzählte, daß er bei Nacht von einer Drude, einer schlimmen Hexe, gedrückt werde und es im Haus nicht mehr länger aushalten könne. Nun meinte der Obergeselle, dem wäre abzuhelfen, er wisse ein unfehlbares Mittel, das dem geplagten Kameraden Ruhe verschaffen werde.

Der Schustergeselle tat, was ihm der andere auftrug. Des Nachts nämlich stellte er sich schlafend und horchte, als es Zwölf geschlagen hatte, ob sich die Drude einstellen werde. Auf einmal hörte er etwas vor der Tür rauschen, als ob Papier zusammengedrückt würde; dann war es einen Augenblick still, und plötzlich vernahm er ein lautes Blasen vom Schlüsselloch her. Das war der Augenblick, in dem die Drude zu nahen und sich mit einem Plumps auf ihn zu werfen pflegte. Diesmal aber kam ihr der Schustergeselle zuvor und warf blitzschnell sein Kopfkissen auf den Boden. Sodann machte er gleich Licht, um die Hexe zu sehen, die nun, wie man ihm gesagt hatte, auf dem Kopfkissen sitzen sollte. Da lag aber nichts als ein winziges Strohhälmchen, das er sogleich zerknickte und beim Fenster hinauswarf.

Am nächsten Morgen fand man die alte häßliche Nachbarin des Schusters, so berichtet die Sage, mit gebrochenem Bein auf der Straße liegen.

 


 


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