Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das Kind

 

I

Geheimnis du, von Gott uns anvertraut
Und bleibst uns doch Geheimes –
Ob es wie unterirdischen Lichtes Fluß
Uns aus den Augen scheu entgegen blaut,
Ob uns berührt im seltnen Kuß,
Nicht auszudeuten, einzig zu behüten –
Du, das wie Keimes
Geheimnis nicht sich aussagt als in Blüten:
Du Blut voll Zukunft, Kind,
Hauch voll von fernem Wort –
Der Wächter bei dem Hort ist blind,
Doch hört ers klirrn und weiß, von Golde ist der Hort.

 

II

Die edle Nacht, die brennend ich umfing,
Hat innen dich genährt,
Das lautere Blut, nach dem mein Blut erging,
Dein Aderwerk durchzogen.
Der heile Atem, den ich dürstend oft gesogen,
Hat dich gewiegt,
War Frühwind dir, ein Wind,
Der übers Haupt des Träumers segendämmernd fährt.
Dich sendet, Kind,
Die stumme, dunkle Heimat mir ins Licht.
Glanz, der in mütterlichen Gründen liegt,
Ward wach an meinem Kuß und ward in dir Gesicht.

 

III

Herr, der du schaffen kannst, daß dieser Hauch
Mir als dein Atem webe,
Daß sich aus Beet und Strauch
Ergrünend deine Gnade mir entfalte:
Wenn ich den kleinen Leib in Händen hebe,
Sei über uns, daß ich ihn dir entgegen halte!
Und wolle so die Wanderschaft ihm segnen,
Daß alles Auge, drin sein Blick sich je versenkt,
Ihn aus dem Urblick deiner Liebe tränkt!
Der du ihn überwölbst mit Himmels Bläue,
Auftu sie ihm in deine große Treue!
Auf Weg und Weges Rast kehr ein in sein Begegnen!


 << zurück weiter >>