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An den Baum

Junger Sommer macht mich irrn.
Alles will zu Zärtlichkeiten reifen.
Leicht und brennend streifen
Wind und Zweig und Atem meine Stirn.
Wo nur wird mir Rast?
Baum, da hüllst du alle süße Schau –
Du nur, du im Blau!
In dir rauschend rufst du ein in dich.
Hab dich schon erfaßt,
Schwing und winde mich
In dir hoch, von Ast gewiegt zu Ast.

Wohnen will das Herz ja überall –
Du nur gehst mir auf:
Offen bis hinauf
Fester Stieg und schütterer Fall.
Was mein Leib umfängt,
Haltender Stamm bist du,
Was mich höher drängt,
Himmelsarmen zu,
Was mich in sein hangend Leuchten taucht,
Herzdurchsäuernd haucht,
Locker Laub und kühl durchbrauste Ruh –
Alles: du.

Wipfel, den mein Arm umringt,
Lang mit mir in heißer Freie schwingt.
Das aus hundert Wegen lockend rief,
Land, da schwankt es tief.
Wie ich mich darüber neig,
Hab ich um die Hüften dein Gezweig.
Mich umruht dein völliges Geschick.
Stiller Spiegel wird mein Blick.

Nieder, nieder nun!
Durch die Arme gleitet hart dein Rund.
Erde fühl ich an den Schuhn,
Fühle wandernd, wie du in den Grund
Senkst der Wurzel breiten Stern.
Wo mich Erde trägt, bist du nicht fern.
Lässest mich nicht sein,
Ob ich auch entfuhr.
Meine Augen füllt der grüne Schein.
Rauh in meiner Brust bis ins Gebein
Dauert deiner Rinde Spur.


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