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Totenklage

Dich hat das Feuer verzehrt,
Das die Länder färbt.
Durch dichtesten Sommer bricht
Aus der Erde die Schwärze
Deines Grabes.

Wir flehen durch Blumen und Grün
Dich herauf aus dem Finster.
Wir heben mit mühsamen Augen
Ins Blau die Gestalt.
Nicht zucken darf der Blick,
Bis er ganz dich erschafft.
Doch erschienen überwältigst
Unsre Kraft du mit Trauer,
Und in der Flut unsres Weinens
Ertrinkt dein Bild.

Sicherstes, kann es denn auch
Wie Nebelflocken fliehn,
Der Stahl, drum die Hand sich schließt,
Zunichte werden im Griff,
Daß die klammernden Finger sich pressen
Ins eigene Fleisch?

Boden war dein Leben
Und beruhte unterm Schritt,
Bebaut in dauernder Sonne.
Nun fallen Häuser ins Wilde
Und Äcker, brausend von Frucht,
In den Brand des Abgrunds.

Manchmal wandert im Leeren
Deiner Lippen gewisser Ton,
Bräunt uns dein Auge auf.

Wir fahren aus dem Gram,
Dir entgegenschaudernd
Mit hoffenden Armen –
Aber, die Hände durchweht
Vom kalten Raume,
Beben wir langsam zurück.
Und, darin du versankst, die Nacht
Wächst uns lautlos ins Herz.


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