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Gezeit und Geschöpf


Einkehr in die Schöpfung

Wieder tauch ich      in deine Wäldertiefe,
Blühende Schöpfung,      bluterlösende.
Wieder komm ich      wie als Kind in deinen Schoß.

Doch wie nah ich dir nun,      nicht mehr Kind?
Mühsam ward ich mündig,      zögernd, ein Mensch.
Da ich einst dir anlag,      ahnt ich Vollendung;
Dein Hauch verhieß sie,      mein Herz schwor sie dir zu.
Vorbei wuchs ich      an dem Bild, das mir gesetzt war,
Halb es erfüllend,      halb es fehlend.
Nicht hell mehr von Frühe      noch heil von Reife –
Mein zwitteriges Wesenszügen      zagend bring ichs dar.

Du aber,      Dauernde, bist mir
In des Herrn Hand      heilig gealtert,
Fülle meiner Jahre      feiert in dir,
Die mit Wurzeln wuchtet      aus dem Waldabhang,
Mit zarten Fasern      um den Fuß mir spürt,
Runen redende      reckt nach mir Äste,
Junglaub helles      um das Haupt mir schäumt,
Urhaft strahlend      wie am ersten Tage
Und weise worden      wie am Weltenend.

Im Licht hast du gehegt,      was ich laß gehütet.
Was mir dürftig erwächst,      in deiner Wahrung
Gnädig gereift      entgegen rufts mir.
Dein aufgetanes Heil      birgt im Innern meines.
Eh ich denn wieder      dir entwandere
In notvolle Freiheit,      erneue mich du!
Sinken laß mich      in deine sühnende Liebe –
So sink ich in die Hand,      die dich segnend hält.


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