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Klage und Tröstung

»Dein Kind, Mutter,      kommt zu dir.
Einsamem      öffne dein Haus!
Bangnis bin ich      matt zu bergen.
Zu lang Verhohlenes,      erhör es, du!

Mein Los ist:      ins Leere rufen,
Hegen die Frucht,      danach man nicht hungert.
Was du mir reifst,      sie bedürfens nicht.
Was sie von mir brauchen,      du bringst mirs nie.

In Masken geh ich      zwischen den Menschen,
Angetan mit Trug,      daß sie mich ertragen.
Meine Maske rühmen,      die mein nicht achten –
Muß ichs hören,      schrumpft mir das Herz.

Hast nicht du mich gewollt,      wie ich bin,
Das Kind geboren      zu entfremdeten Brüdern,
Unter danklose Mühe      den Mann gebeugt?
Zu dir sie tragen,      sei mir Trost:

Ins Gehn deiner Quellen      die Qual senken.
Dir endlich      darf ich nahen
Maskenlos,      große Mutter,
Die mit wilden Wassern      für mich weint.« –

»Rüste dich, Kind:      der Abend kommt.
Einsamem öffnet      sich Fahrt.
Nicht benehme dir      Nacht den Pfad
Und Wind wehre dir      nicht das Wort.

Sprich du      mit Versprengten im Fels,
Mit Gebannten im Holz,      Geborgnen in Flut!
Horch, Vergrämter:      es raunt im Grund.
Ruf in die Luft –      sie ist nicht leer.

Treue gab      Gott mir.
Herzen deinem Herzen      heb ich auf.
Rings erkeimen      die Künftigen uns.
Schlafender Arme      umschlingen dich.

Geh und sag      in die Nacht deinen Sang!
Träufle Träumenden      Trost ins Harren!
An deiner Stimme      stärkt sich ihr Mark.
Rein im Schweigen      umschwebt dich Dank.

Nicht verlange      nach fremdem Lohn!
Dich gebar ich      geheimem Bund.
Immer dir ins Herz      heilend strömt er,
Eh es bricht,      sein brausendes Glück.«


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