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Wann?

Noch nicht genug?
      Wie lang noch die Qual?
      Dein Gesalbter, wann
Mit dem Leib aus Heil
      bricht er den Schoß
      unseligen Leibs?
Da Ohnmacht mir
      umdunkelt das Haupt
      und die Klage lischt,
In der Brust mir matt
      deine Schöpfung, Vater,
      verzweifeln will,
Mit mahnender Hand
      kehrst du mein Gesicht
      dem Bilde zu,
Das immer mir nah
      unauslöschlich sich regt
      im eigenen Licht:

Die Geliebte, krumm
      wie sie kreißend lag
      und zwischen den Wehn
Mit stoßendem Hauch
      das Antlitz in Schweiß
      mir herüber bog,
Draus ihr Blick vorfloh
      wie gehetzter Hinde
      rastloser Blick
Und lächelte fast
      aus dem Tos der Jagd
      in flehendem Gruß.
Aber starr aufging
      ihr Aug über meins
      in ein anderes Aug,
Und mit Stöhnen warf
      sie verbißnen Munds
      sich ins Ringen zurück.
Da erschien mir er,
      der den Blick ihr fing
      in sein tödlich Gesicht:
Der tausendkörprige
      Herr der Geburt,
      der die Erd überjagt,
Der sein Wild da stellt,
      wo kein Stehn ist, nur
      Verflammen im Brand,
Den nie geatmeten
      Hauch ihm entpreßt
      seiner heimlichsten Kraft,
Sich stark dran trinkt
      zum letzten Aufgeißeln
      und greift überm Hang
Des Tods und umschnürt
      den schwindenden Leib
      und entwürgt ihm die Frucht. –

Die Mutter, gelöst
      aus klammernder Not,
      in die Lieblichkeit
Ihres Lebens zurück
      gestreckt unterm Schrei
      des Geborenen,
Noch todesmatt
      aufgetan
      das schimmernde Herz
In Lächeln und uns
      und den weiß gewandeten
      Helfern ums Bett
Hinflüsternd den un-
      erschöpflichen Dank,
      der den Kreis überquoll.
Und Engeln gleich
      in der Freude der Mutter
      standen sie,
Die Augen gesenkt
      vor der seligen Ehre,
      die über sie kam.
Doch der Ruhenden Blick
      ging zwischen uns durch
      in die Augen des,
Der einzig vermag,
      zu nehmen sie all,
      die Fülle des Danks.

Gott, ich sah
      das Bild, mir kehrt
      ins Blut deine Kraft.
Ich sah wie ins Aug
      des Gatten die Kreißende
      sieht aus den Wehn.
Nun bannt mir den Blick
      in seinen der Jäger,
      der Herr meines Tags.
O stärk das Geschöpf,
      das ins Ringen sich wirft!
      Wie lang noch die Qual?
Nur Stöhnen bin ich
      des pressenden Leibs,
      der das All durchbäumt.
Wann werd ich Dank,
      der Mutter heiliges
      Flüstern, o wann?


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