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Drei stehn im Berg drunten,
Schweißschimmernd die schwarze Haut,
Hacke in den Händen und Hammer schwingend,
Keil einklopfend, bis die Kohle stürzt.
Durch schwarzen Staubs Schwaden sich mühend
Weiß leuchten matte Lampen,
Weiß lechzten den Augen ihr Licht.
Da in der Firste dumpf hallts.
Aus Rissen, wie sie bricht, Wolken entrieseln.
Donnernder Prall, prasselts nieder.
In schwarzem Hagel schwinden die drei.
Staub setzt sich, sie sehn wieder.
Auskeucht die Kehle hartes Gekörn.
Zwei heben sich heil vom Grund.
Einem klemmt die gestaute Kohle
Bis zur Hüfte das Bein an den Holz-Stempel.
Festgeheftet hockt er im Schmerz.
Zwei spähn zwischen Trümmer:
Der Rückweg aufwärts verschüttet – einzig
Zur Tiefstrecke noch Weg im Streb.
Einer stöhnt, an den Stempel gefesselt.
Über ihm knackt und knistert die Firste.
Drohend neuen Bruch dröhnts.
Zweien zur Flucht zucken die Glieder.
Da trifft ihr Blick sich und schwört: Bleiben!
Mit Schultern fahren sie gegen die Firste,
Ans Rissige, Rieselnde mit nackten Rücken.
Lebende Stempel, stemmen sie sich ein.
Donnernder Prall, prasselts herab.
In schwarzem Hagel schwindet der Raum.
Unverrückt ragen die beiden.
Fest im Finster über dem Gefangnen,
Daß kein Brocken ihn schlage, halten sie den Bruch.
Wolke verweht. Sie sehn wieder.
Auskeucht die Kehle hartes Gekörn.
Verlegt vom Schwarzen ist der letzte Fluchtweg.
Dicht umbaut hat die drei der Berg.
Zwei stehn, selten stöhnend.
Lastender immer legt sich auf die Rücken
Mit schneidenden Kanten das Dach von Kohle.
Es kracht und bricht, ausbersten Brocken.
Es wölkt und rieselt und rauscht von Staub.
Dichter immer umengt sie der Berg.
Schwer bis zu den Hüften umhäuft sie das Geröll.
Unverrückt ragen die Träger.
Stunden stehn sie. Stickiger immer,
Schmerzender zum Hauch wird die Luft im Hohl.
Durch hartes Gekörn röhrt die Kehle.
Selten stöhnend halten sie stand.
Der Gepreßte fühlt sein Bein wie aus Feuer.
Stöhnen zwingt er – er sieht die starren
Antlitze der Retter über sich gebeugt.
Stummer Trost sinkt aus ihrem Tragen.
Schwaches Lächeln schickt er zu ihnen auf.
Geborgen ruht er in lebendiger Zimmrung.
Standhalten die drei im Stundenschleichen.
Schmerz wird stumpf, Verschmachten quallos.
Steinern wie die Wände, drin sie einwachsen,
Verdämmern die drei, stierend in Dunst.
Da durch die Verzehrten fährt ein Zucken,
Den Blinden wie ein Blitz weckt es Blicke:
Unten rührt sichs und rollt und poltert,
Im Streb kollern Kohlen ab.
Hacken klingen und Hämmer aus dem Schwarzen.
Einstemmen Erstickende letzte Stärke,
Und letzte Stunde halten sie stand.
Stimmen tönen nah aus der Tiefe.
Weißer Schimmer bricht aus der Schwärze.
Die Wand weicht, Eingang wird.
Ein Mensch aus dem Loche müht sich und steht.
Staunend sehn die Versteinerten ihn
Rasche Glieder frei regen.
Ihre Munde röcheln grüßenden Ruf.
Licht nach Licht strahlt im Loch auf.
Neuer Hauch weht in das Hohl.
Stempel und Bohlen vorstoßend
Durch enge Öffnung einzeln zwängt sichs,
Und schon fügt sich helfende Schar:
Die freischaufelnd den Angeschlagnen,
Die richtend sichres Gerüst,
Ablösend die Lastmüden,
Holz stemmend an Leibes Statt.
Dreien schmelzen die schmerzenden Glieder
Leis aus langer Erstarrung los.
Drei wie im Traum fühlen sich getragen.
Drei fahren befreit empor.
Aus dunklen Dienstes dumpfen Schächten,
Ihr Leidstarken, steigt auf ins Lied!
Ragend tragt ihr auf treuen Schultern
Der Menschenwelt geborstene Wölbung.
Haltet, Helden, mit Herzmächten
Stürzende Firste über uns fest!