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Vierunddreißigstes Kapitel

Genealogie der Frau Senatorin Jobs nach aufsteigender Linie

Die Ehegenossin des Schildburgschen Senaters,
Als unsers Herrn Hieronimi würdigen Vaters,
Der notorie mehr Kinder hatte, war
Eine geborne Mammesell Plapelplar.

Ihre Stammtafel ist weniger weitläufig,
Und die Merkwürdigkeiten drin sind nicht so häufig;
Indessen wollen wir doch ordentlich gehn
Und dieselben in diesem Kapitel durchsehn.

Ihre Familie war zwar nicht von Adel,
Aber doch ohne allen Vorwurf und Tadel,
Und unter dem schwäbischen Plebejerstand
Eine der ersten im ganzen Land.

Sie war ansehnlich, groß und lang von Leibe
Und ein Muster von 'nem schönen und guten Weibe,
Und ihr eheleiblicher Vater war
Der Konsistorialrat Herr Plapelplar.

In seinen Handlungen und Reden war er eifermütig,
Von Temperament etwas cholerisch und vollblütig,
Er zerklopfte oft im Affekt die Kanzelbank,
Denn er war von Person robust und lang.

Er war mächtig in Lehr' und reich an Worten,
Stund erst als Pfarrer an verschiedenen Orten,
Ward im vierzigsten Jahre Konsistorial
Und starb im funfzigsten Knall und Fall.

(Von seiner Suade im Perorieren
Scheint es als Erbteil herzurühren,
Daß die ehmalige Mamsell Plapelplar,
Nachherige Frau Jobs, so wortreich war;

Auch daß sie an dem geistlichen Stande
Ein so außerordentliches Vergnügen fande
Und den Hieronimus, den sie gebar,
Schon früh bestimmte zum Dienst der Pfarr'.)

Er hinterließ nicht bloß Kindertücher
Oder eine Sammlung alter Schriften und Bücher,
Sondern auch viel Gut immobil und movent,
Denn er war ziemlich reich und potent.

Von seinen sonstigen Lebensumständen
Habe ich nicht viel Nachricht in Händen,
Doch merke ich noch von ihm an, daß
Er gerne gebratne Truthähne aß.

Daher entstand vermutlich die Sitte und Regel,
Daß man die Truthähne Konsistorialvögel
Seitdem im schwäbischen Lande heißt
Und sie gern bei Pfarrschmäusen speist.

Doch dem sei übrigens, wie ihm seie,
Er verwaltete sein Amt mit aller Treue,
Und sein eheleiblicher Vater war
Fürstlicher Amtmann und Justitiar.

Der war in seinen Ämtern und Pflichten strenge,
Machte weder große Umstände noch Gepränge,
Wenn einer nicht gleich seinem Mandat
Oder der Zitation parieren tat.

Er stund wegen seinem ernsthaften Amtsgesichte
Rund herum in sehr gutem Gerüchte,
Und sein eheleiblicher Vater war
Fürstlicher geheimer Konsiliar.

Man muß aber eben nicht meinen oder träumen,
Es hätte der Fürst wegen 's Prädikat 'nes Geheimen
Rates nichts ohne ihn geton;
Er kannte nicht einmal seine Person.

Er starb als ein treuer Diener des Staates,
Ohngeachtet des Titels eines geheimen Rates,
Und sein eheleiblicher Vater war
Bei 'ner verwitweten Fürstin Leibhusar.

Dieser stand bei Hofe sehr hoch in Gnaden,
War ein hübscher Husar von Bart und Waden,
Und sein eheleiblicher Vater war.
In Schildburg der zweite Konsular.

Im Stadtarchiv findet man oft seinen Namen;
Er sagte zu allen Ratsdekreten amen,
Und sein eheleiblicher Vater war
Seligen Andenkens Landkommissar.

Jedoch zur Zeit seines Kommissariats stand es
Eben nicht zum besten um die Wohlfahrt des Landes,
Und sein eheleiblicher Vater war
Kommerzienrat titular.

Der legte sein ganzes väterliches Erbe
An Fabriken und weitläufiges Gewerbe,
Brachte es aber durch Ehrlichkeit
Anfangs bei aller Mühe nicht weit.

Er rettete sich jedoch noch beizeiten,
Wie es Sitte ist bei viel Handelsleuten;
Denn ein starker honneter Bankrott
Half ihm aus aller seiner Not.

Man saget aber, seine Kreditoren
Hätten dabei mehr als er verloren,
Und sein eheleiblicher Vater war
Adliger Verwalter und Sekretar.

Der konnte sukzessive etwas Vermögen
Extra per fas et nefas zurückelegen,
Und sein eheleiblicher Vater war
Der sieben freien Künste Bakkalar.

Dieser mußte sich sehr kümmerlich ernähren,
Hatte blutwenig oder nichts zu verzehren,
Und sein eheleiblicher Vater war
Ein kaiserlicher gekrönter Poete gar.

Zwar erfahren in allen Dichterkünsten,
Hungerte er doch bei seinen Verdiensten
Und wohnte mit Frau und Kinderlein
In einem kleinen Dachstübelein.

Seinem leiblichen Vater ging es noch trister,
Er war der Weltweisheit Magister,
Wovon er sich höchst erbärmlich ernahr;
Wer aber des Magisters Vater war,

Davon schweigen die vorhandnen Nachrichten;
Ich kann also davon weiter nichts berichten,
Als daß er auch ein Herr Plapelplar
Und vermutlich ein redlicher Mann war.


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