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Der neue Pfarrer schreibet mit frohem Sinn seiner Mutter noch einen Brief hin
Alsbald nun Ehren Jobs dergestalten
Seinen Einzug ins Pfarrhaus hatte gehalten,
So schriebe er mit ganz frohem Sinn
Seiner Mutter folgenden Brief hin.
Meine teure Mutter! Ich eile Euch zu sagen,
Was sich mit mir kürzlich hat zugetragen;
Erschrecket nur nicht zu sehr davor:
Ich bin zu Ohnwitz geworden Pastor.
Nach meiner Retour von Akademien
Dachte ich zwar mit dem jungen Herrn auf Reisen zu ziehen,
Aber der Himmel disponiert,
Wenngleich der Mensch proponiert.
Denn als schon alles zur Reise war veranstaltet,
Hat das Glück so über mich gewaltet,
Daß der hiesige Pfarrer den Schlagfluß bekam
Und aus dieser Welt sein Adieu nahm.
Herr von Ohnwitz,
qua Patron der Pfarreie,
Bezeigte nun für mich die Gnade und Treue,
Daß er mir bald und allsofort
Die Pfarre erteilte an diesem Ort.
Es setzte zwar unter den hiesigen Leuten
Anfangs einige Händel und Schwierigkeiten,
Wie denn gemeinlich Zank und Geschrei
Entsteht bei Besetzung einer Pfarrei.
Allein es ist bald alles nach Wunsch und Verlangen
Bei dieser mir interessanten Sache gegangen,
Ich bin als Pfarrer geordiniert
Und wirklich ins Pfarrhaus eingeführt.
Die ganze liebe Ohnwitzer Gemeine,
Reiche und Arme, Große und Kleine,
Freuen sich, ehren und lieben mich
Als ihren neuen Pfarrer zärtlich.
Man hat mich reichlich mit Hausrat versehen,
Das sollt Ihr selbst künftig finden und verstehen,
Auch in Söller, Keller, Küche und Stall
Sind Lebensmittel in großer Zahl.
Die Pfarre selbst ist sehr einträglich
Und für ihren Besitzer nicht ungemächlich,
Sie bringt gewöhnlich jahraus, jahrein,
Reine 1000 Gulden bar ein.
Meine Wünsche sind also alle gestillet,
Nur ein einz'ger noch ist bisher unerfüllet,
Nämlich Euch bald im Wohlergehn
Nebst Schwester Esther bei mir zu sehn.
Ich bitte Euch also, nicht zu verweilen,
Sondern je eher, desto lieber zu mir zu eilen
Und dann lebenslänglich bei mir
Zu nehmen Euer künftig Quartier.
Man ging im Dorf kollektieren herumme
Und sammelte für mich eine artige Summe;
Dieses Geld sende ich Euch allhier,
Um die Reisekosten zu bestreiten dafür;
Denn ich habe ohnehin zu meiner Etablierung
Und der vorläufig nötigen Regulierung
Nebst zu einem Alltags- und Sonntagskleid
Geld genug von des gnädigen Herrn Gewogenheit.
Mit Euern dortigen Möbeln und sonstigen Sachen
Könnt Ihr meinen andern Geschwistern ein Geschenk machen;
Weil, so lange mir selbst nichts gebricht,
Euch soll bei mir nichts gebrechen nicht.
Denn ich will stets im Witwerstande bleiben
Und niemals eine neue Heirat treiben,
Nur Ihr und mein liebes Schwesterlein
Sollt meine Haushälterinnen sein.
Und täte ich etwa früher als Ihr sterben,
So werdet Ihr doch deswegen nicht verderben,
Denn Herr von Ohnewitz hat auf diesen Fall schon
Mir für Euch versprochen 'ne Pension.
Euch die Reise desto besser zu bequemen,
Könnt Ihr eine kommode Extrapost nehmen.
Ich erwarte mit kindlicher Sehnsucht Euch
Und meine jüngste Schwester zugleich.«
Um nun desto eher das Vergnügen zu genießen,
Seine Mutter und Schwester in die Arme zu schließen,
Ward vorgedachtes Schreiben zur Hand
Durch einen Expressen abgesandt.
Daß Frau Jobs sich sehr gefreut und gelachet
Und mit Estherchen sich bald aufgemachet
Und die kommode Extrapost nahm
Und so endlich bei ihrem Sohn ankam,
Das läßt sich alles wohl von selbst verstehen.
Wir wollen nun weiterschreiten und sehen,
Wie der Herr Pfarrer sich fein und klug
In seinem neuen Amte betrug.