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Zweites Kapitel

Von den Eltern unsers Helden, und wie er geboren ward, und von einem nachdenklichen Traum, den seine Mutter hatte

Eh' ich weitergehe, muß ich etwas melden
Von den beiden Eltern unsers Helden,
Auch noch ein oder anders Wort
Von seinem wahren Geburtsort.

Und zwar war es ein Städtlein in Schwaben,
Wo seine Eltern gewohnet haben,
Allda sein Vater, Hans Jobs, ohne Gefahr
Erster ehrwürdiger Ratsherr war.

Er war reich, hatte Schafe, Kühe und Rinder,
Auch außer unserm Helden noch viele Kinder,
Sowohl von männlich- als weiblichem Geschlecht,
Und lebte übrigens schlecht und recht;

Hatte dabei einen kleinen Weinhandel,
War aufrichtig im Leben und Wandel
Und sowohl im Rathaus als daheim fromm,
Dabei auch ein großer Ökonom.

Er war von Religion ein echter Lutheraner,
In der Philosophie aber nicht Kartesian- noch Wolffianer,
Weil er überhaupt weder Kartes, Wolff oder Kant
Noch sonst eigentlich Philosophie verstand.

Jedoch hatte er ein wenig studieret
Und ein Jahr lang das Gymnasium frequentieret,
Wußte folglich insoweit viel mehr
Als sonst gewöhnlich ein Hochweiser Ratsherr.

.

Er lieh gern Dürftigen und Elenden,
Wenn sie etwas hatten zu verpfänden,
Nahm höchstens zwölf Prozent davon
Und war sehr dick und klein von Konstitution;

Aß übrigens und trank nach Appetite,
Und bei seinem phlegmatischen Geblüte
Rauchte er manche Pfeife Tabak,
Und fand am Zeitungslesen Geschmack.

Doch oft litte er von überlaufender Galle
An einem starken podagrischen Anfalle,
Doch hinderte ihn dieses niemals nicht,
Zu verrichten als Ratsherr seine Pflicht.

Die Mutter war von ehrsamem Stande,
Die beredsamste Frau im ganzen Schwabenlande,
Groß und hager und tugendsam
Und so sanftmütig als ein Lamm.

Doch, wie es in den allermeisten Ehen
Leider! nicht selten pfleget zu geschehen,
Hatte sie im Hause dann und wann
Bei Gelegenheit die Hosen an.

Dies gab nun zwar, wie leicht zu gedenken,
Zuweilen kleine Händel und Gezänken;
Im übrigen aber liebte sich
Dieses teure Paar gar zärtlich.

Sie hatten nun seit etlichen Jahren
Die Geburt mehrerer Kinder schon erfahren,
Doch geschahe es abermals zur Hand,
Daß sich Frau Jobs wieder schwanger befand.

Als sie nun nach etwa neun Monaten sahe,
Daß die Zeit ihrer Entbindung sich nahe,
So machte gedachte Frau Jobs alsbald
Zur Niederkunft die gehörige Anstalt.

Ehe ich aber nun weiter hier dichte,
Erzähl' ich erst eine besondere Geschichte,
Oder einen Traum dieser Frau vielmehr,
Welcher allerdings gehört hieher.

Die Erfahrung lässet manches Mal sehen,
Daß die Träume gewiß nicht zu verschmähen;
Lieber Leser! das glaube mir,
Du siehst davon ein Exempel hier.

Einst nämlich lag Frau Jobsen im Bette,
Und es kam ihr im Traum vor, als hätte
Sie ein gewaltiges großes Horn
Statt eines kleinen Kindleins geborn.

Dieses Horn nun tönte und krachte
So mächtig, daß sie darob erwachte,
Und sie hat, seitdem sie erwacht,
Öfters darüber nachgedacht.

Eine Frau, welche sie über die Deutung gefraget,
Hat ihr damals zu ihrem Troste gesaget,
Es zeige deutlich der Traum an,
Daß ihr Kind werde ein gewaltiger Mann,

Und daß seine Stimme ihn würde ernähren;
Er würde sie als Pfarrer lassen hören,
Denn das beweise klärlich und schön
Das große Horn mit seinem Getön.

Doch wir wollen uns hieran nicht kehren,
Die Zukunft wird die Bedeutung wohl lehren,
Wenn das Kind zu seinen Jahren wächst.
Ich schreite nun wieder zum Text.

Die Mutter legte nun Windel und Hemder
Zurechte, und am dreißigsten September
Wurde dieselbe zu rechter Zeit
Durch die Geburt eines Knäbleins erfreut.

Welch ein Vergnügen gab dies dem Vater!
Himmel! wie freute sich der Senater!
Und wie sprang er nicht, als er da
Das artige Büblein zur Welt sah.


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