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Wie zu Ohnewitz an einem Mittwochen ein Aufruhr entstand und allerlei Wunderzeichen vorhergingen, und wie Herr Hieronimus mit Prügeln usw. fortgetrieben wurde
Und diese Resolution machte durchgehends
Im ganzen Dorfe viel Aufsehens,
Und es entstand überall herum
Unter den Bauern ein mächtig Gebrumm.
Denn sie sahen itzo offenbare,
Daß der Patron Jobsens Gönner ware
Und daß nichts auszurichten mit Glimpf,
Und sie schwuren also, zu rächen den Schimpf.
Dieser wichtigen Ursache wegen kamen
Sie oftmals in der Schenke zusammen,
Und überlegten bei Tobak und Bier,
Wie die Sache anzugreifen allhier.
Sie haben auch sämtlich alsobalden
Ihre Kindlein alle zu Hause gehalten
Und kein's von ihnen, weder groß noch klein,
Ferner geschickt in die Schule hinein.
Aber die Vernünftigsten von den Bauern
Rieten, auf gute Gelegenheit zu lauern,
Da alsdann alle mannigfalt
Gebrauchen könnten Ernst und Gewalt.
Dieser gar kluge Vorschlag hat ihnen
Sämtlich gut und tunlich geschienen,
Und man bestimmte dazu nunmehr
Die Zeit, wenn der Patron verreiset wär'.
Zwar wurden alle diese Anstalten
Noch zur Zeit höchst geheim gehalten,
Bis endlich der erschreckliche Tag kam,
Da die Unruhe den Anfang nahm.
Ehe aber dieses alles geschehen,
Sind zu Ohnewitz große Zeichen gesehen,
Wie denn vor wicht'gen Begebenheiten sich
Vorbedeutungen zeigen gemeiniglich.
So hat zum Exempel eine kleine Weile
Vorhero eine sehr große Eule
Auf dem Kirchturm um Mitternacht
Ein erschrecklich Geschrei gemacht.
Auch hat einer von den Ohnewitzer Leuten,
Als er aus der Schenke kam, die Glocke hören läuten,
Auch fiel der sehr alte Schornstein
Auf der Schule mit Geprassel ein.
Auch hat des Küsters Kuhe geboren
Ein Kalb mit ungewöhnlich langen Ohren,
Auch viel Hunde führten zum Teil
In dem Dorfe ein gräßlich Geheul.
Auch sah man hier und da Irrlichter
Und sonst bei Nacht wunderbare Gesichter,
Auch trug sich's zu, im hellen Mittag,
Daß des Müllers Esel ein Bein brach.
Dieses alles schiene anzuzeigen,
Daß sich bald etwas werde ereigen;
Doch merkte man da erst die Gefahr,
Als schon alles erfüllet war.
Nun war es gerade ein Mittwochen,
Da der Aufruhr endlich ausgebrochen,
Und jeder Bauer, um Glocke acht,
Hat sich morgens aus dem Hause gemacht.
Es war recht greulich anzusehen,
Wie sich ein jeder mit Waffen versehen;
Prügel und Flegel in großer Zahl
Hatten die Zusammenverschwornen all'.
Alles ward nun in dem Dorfe rege,
Und man weissagte Tod und Schläge,
Und jeder Hund und jeder Hahn
Fing zu bellen und zu krähen an.
Auf der Heide, die beim Dorfe ware,
Versammelte sich die ganze Schare,
Und nun gingen sie in Prozession
Nach des Schulmeisters Wohnung schon.
Ihnen folgten zu beiden Seiten
Viele Kinder, welche sich sehr freuten,
Daß sie nunmehro würden heut
Vom bösen Schulmeister befreit.
Noch lag Herr Jobs ruhig in seinem Bette,
Als wenn alles sicher gestanden hätte,
Bis da plötzlich der ganze Schwarm
Hereinbrach mit großem Alarm.
Aber sobald er vom Schlaf erwecket,
Hat er sich darob heftig erschrecket,
Weil er nun erst den Hochverrat
Wider ihn gespürt und gemerket hat.
Ohne ihm viele Zeit zu lassen,
Tat man ihn gleich derbe anfassen,
Und zur genauen Not erlaubte man,
Daß er sich vorhero kleidete an.
Man tat ihm nun sehr ernstlich bedeuten,
Nie Ohnewitz wieder zu beschreiten,
Sagte ihm auch manches Scheltwort,
Und jug mit Prügeln unsern Held fort.
Also war dieser Handel geschlichtet
Und die Expedition glücklich verrichtet,
Und mit einem lauten Ju! hu!
Eilte man nun der Schenke zu.
Jeder behauptete itzt steif und feste,
Er habe bei der Sache getan das Beste,
Und jeder wollt' nun beim Branntewein
Der größeste Held gewesen sein.
Jedoch einige, anstatt sich zu freuen,
Wollte nun der Handel schier gereuen,
Und es ahneten sie gleichsam von fern
Brüchte und Loch bei der Rückkunft des Herrn.