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Lobrede auf die verstorbene Frau Jobs; sehr beweglich zu lesen
Von welcher Art jenes Ohngefähr gewesen,
Das soll man erst im 17ten Kapitel lesen,
Denn ich bringe vorher noch ein und anderlei,
Was zur Nebengeschichte gehöret, herbei.
Wir haben im dritten Kapitel schon vernommen,
Wie Hieronimus um seine Frau gekommen,
Und daß ihm solche Freund Hein geraubt,
Welches er sobald nicht gehofft noch geglaubt.
Er empfand ihren Verlust eben nicht schmerzlich,
Denn dies Ehepaar liebte sich nie herzlich;
Die Ursache aber davon zu verstehn,
Wollen wir die selige Frau etwas näher besehn.
Sie war von einem wohlehrwürdigen Stande,
Die Tochter eines braven Pfarrherren vom Lande,
Welcher bei seinen Einkünften klein
Doch lehrte und lebte orthodox und rein.
Gleichwie nun gemeinlich die Landpfarrer haben
Wenig Bücher und Geld, aber viel Mädchen und Knaben,
So traf auch dies bei ihren Eltern ein,
Denn sie war das Kind an der Numero neun.
Sie lernte frühzeitig beten, lesen und schreiben
Und allerlei nützliche Hauskünste treiben;
Sie nähte, strickte, wusch und spann
Und nahm sich der Küche und des Stalles an.
Sie wurde sogar von ihren lieben Alten
Fleißig zu Landarbeiten angehalten,
So daß sie des Morgens so fix und rasch
Wie ein gelernter Drescher drasch.
Sie besaß dabei die ruhmwürdige Tugend,
Daß sie gerne schon früh in der Jugend
Mit den Dorfjungen schäkern tat;
Denn sie war nicht stolz noch delikat.
In der Ernte und beim Weinlesen
Hatte sie recht ihr Treiben und Wesen,
Überwarf sich mit manchem Buben zum Spaß
Und wälzte sich herum im Heu und Gras.
Sie übertraf in Stärke der Knochen und Glieder
Alle ihre übrigen Schwestern und Gebrüder,
Und darum nannte man sie allgemein
Des Herrn Pfarrers starke Katharein.
Sie war mit Schönheit zierlich ausgerüstet,
Bei guter Taille und ziemlich bebrüstet,
Und darum brauchte ihr Mieder und Gesicht
Falsche Ausstopfung und Schminke nicht.
Bis ins achtzehnte Jahr ist sie Jungfer gewesen,
Da sie dann eines kleinen Kindleins genesen,
Welches aber gleich nach der Geburt starb,
Folglich nichts Sonderliches an ihr verdarb.
Sie hätte bei dermaß bewandten Sachen
Wohl einmal ihr Glück durch Heiraten können machen,
Wenn's ihr nur nicht am Gelde gefehlt,
Welches man beim Heiraten fürs Nötigste hält.
Ihr ist dabei noch das Unglück begegnet,
Daß ihr Vater bald drauf das Zeitliche gesegnet,
Und da fand sich beim Inventar,
Daß wenig oder nichts vorhanden war.
Denn außer einigen alten Perücken und Postillen,
Abgetragenen Röcken, zerbrochnen Stühlen und Brillen
War beim Nachlaß des Seligen
Kaum etwas zu finden noch zu sehn.
Dabei ergaben sich noch einige Schulden
Von etwa 120 bis 130 Gulden,
Drum so hieß es bei Witwe und Kindern dann:
Jedes helfe sich, so gut es kann.
Die Witwe blieb bis an ihr Ende im Dorf wohnen,
Nährte sich redlich von Buttermilch, Pfannkuchen und Bohnen,
Und was sonst die Bauern ihr noch, aus Respekt
Für den Wohlseligen, kümmerlich dargestreckt.
Mit unsrer Katharine ging es etwas besser;
Denn Schildburgs Nachtwächter, des Hieronimi Antezesser,
Der sie nach seinem Geschmacke befand,
Knüpfte mit ihr das ehliche Band.
Er brauchte gar nicht lange um sie zu freien,
Denn sie tat ihn gleich mit ihrer Hand erfreuen,
Und eh' er sich ihrer Einwilligung versah,
Sprach sie über Hals und Kopf: Ja!
Aber schon in den ersten Ehstandstagen
Wollte ihm dies Bündnis so recht nicht mehr behagen,
Denn des Olim Pfarrers Katharin
Fuhr beim geringsten Anlaß her über ihn,
Und die sonst üblichen Flitterwochen
Wurden wider alle Gewohnheiten schnell abgebrochen,
So daß der arme junge Mann da
Eigentlich nicht wußte, wie ihm geschah.
Überall tat sie den Herrn im Hause spielen
Und ließ es ihn tagtäglich empfinden und fühlen,
Daß sie die Tochter einer Dorfpfarrei,
Er aber nur ein Halunke von Nachtwächter sei.
Indessen mußte er sich in die Umstände fügen
Und unter ihren großen Pantoffel geduldig schmiegen,
Bis ihn endlich von allem Kreuz und Leid
Der so oft gewünschte Tod befreit.
Wie nachher Hieronimus Jobs gekommen
Und sie mit dem Nachtwächterdienst zugleich übernommen,
Dieses wissen wir allerseits
Aus dem 36ten Kapitel des ersten Teils bereits.
Ihm ging's mit ihr nicht besser als seinem Antezesser;
Ja sein Elend war gewissermaßen schier größer;
Denn es ging fast kein Tag vorbei
Ohne Haarkollation und Prügelei.
Sie verstund sich trefflich aufs Beißen und Kratzen,
Übertraf in dieser Kunst manche Hunde und Katzen,
Machte oft die Augen geblaut und blund
Und des armen Mannes Nase und Haut wund.
Auch alle Einkünfte und geringen Gewinste
Von seinem blutsauern Nachtwächterdienste
Versoff Olim Pfarrers Katharein
Teils in Kaffee, teils in Branntewein.
Und wenn er dem nächtlichen Berufe nachginge,
Trieb sie manche sich nicht geziemende Dinge,
Und gleichwie in einem Taubenhaus
Flog einer ein und der andre aus.
Da brauchte denn vom Abend bis zum lichten Morgen
Hieronimus für keine Hörner zu sorgen;
Denn es verstrich keine einzige Nacht,
Oder es wurde ihm ein neues gemacht.
Wenn er sich dann durstig und müd gesungen und gewachet
Und nunmehro sich wieder nach Hause gemachet,
Fand er zur Erquickung, Gott erbarm's!
Weder Tee, Kaffee noch sonst was Warm's.
Wollte er etwa zuweilen bei hellem Tage
Ein wenig ausruhn von seines Amtes Plage,
So hieß es: »Heraus aus dem Schlaf und der Ruh',
Du infamer fauler Räkel und Schlingel du!«
Und so war in diesem Hause gewöhnlich
Ein Tag dem andern wie ein Ei einem Ei ähnlich,
Und des Pantoffels monarchisches Regiment
Hielte weder Maß, Ziel noch End'.
Doch lief auch dem Hieronimus zuweilen die Galle über,
Und dann ging's kraus und bunt, drunter und drüber,
Und die Frau bekam dann oft ein Bagatell
Von ihrem Ehemann wieder aufs Fell.
Denn zuweilen dacht' er an des Pfarrers Lehre
Bei der Kopulation: daß der Mann Herr wäre,
Und so übte er das gebührliche Recht im Haus
Nebst dazugehöriger Exekution aus.
Aber niemals konnte es ihm doch gelingen,
Seine teure Ehehälfte ganz zur Räson zu bringen,
Und der Handel lief immer so ab,
Daß er wieder die ersten guten Worte gab.
Mancher andrer hätte indes, ohne zu erkalten,
Diese Lebensart so lange nicht ausgehalten,
Denn es weiß leider mancher Ehemann,
Wie eine böse Frau einen quälen kann.
Es war dem Hieronimo folglich nicht zu verdenken,
Daß seiner Frauen Tod ihn nicht täte kränken,
Er war vielmehr herzlich erfreuet und froh
Und sange darob:
In dulci jubilo.