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Wie Hieronimus ein wirklicher Schauspieler ward, und wie ihm Jungfrau Amalia untreu ward und mit einem reichen Herrn davonging, und wie er auch in Desperation von hinnen ging
Geneigter Leser! jetzt will ich dir sagen,
Wie sich Hieronimus im Spielen betragen,
Nachdem ihn der Direktor examiniert
Und seine Fähigkeiten probiert.
Tartüffische Schurken, verdorbene Priester,
Trunkene Studenten, lächerliche Küster,
Bange Poltrons, verliebte Schreiber
Und dergleichen ähnliche Rollen mehr
Spielte er alle sehr manierlich,
Denn ihre Rollen waren ihm natürlich,
Und er bekam darin jedes Mal
Der Zuhörer lauten Beifall.
Auch wenn er den Schulmeister hatte
Oder als Autor auf die Bühne trate,
So sah man ihm auch dann und wann
Den Schulmeister und Autor leibhaftig an.
Hingegen war im ernsthaften Philosophen
Für ihn nicht der mindeste Beifall zu hoffen,
Auch im zärtlichen Schäferspiel
Leistete Hieronimus gar nicht viel.
Imgleichen spielte er sehr ungeschicklich
Den vornehmen Herrn und war unglücklich,
Sooft er etwas Vernünft'ges bekam
Oder eine sehr lange Rolle nahm.
Hieronimi jetzige Tage verflossen
Indessen in Vergnügen und unverdrossen
Im Arm seiner schönen Schauspielerin,
Im Arm seiner lieben Amalie hin.
Er hätte, von der Liebe gleichsam berauschet,
Mit keinem Könige nunmehro getauschet,
Und alle sein Trübsal und Elend
Schien nun gekommen zu sein zum End'.
Aber leider ist, wie's Sprichwort heißet,
Nicht alles Gold und Silber, was gleißet,
Und das unbeständige Glück
Zeiget oft unvermutete Tück'.
So erfuhr auch Hieronimus in folgenden Zeiten
Bald des Glückes Veränderlichkeiten,
Denn, da er's am wenigsten geglaubt,
Ward ihm sein größtes Vergnügen geraubt.
Und es hat sich mit ihm begeben
Der schmerzlichste Vorfall in seinem Leben,
Denn es wurde ihm untreu
Seine geliebteste Amalei.
Nämlich, es traf sich von ohngefähre,
Daß ein junger, vornehmer, reicher Herre
Einsmals in der Komödia
Die schöne Amalia spielen sah.
Gleichwie es nun überall Narren gibet,
So hat auch er sich in sie verliebet,
Und Amalia ware so klug,
Daß sie seinen Antrag nicht ausschlug.
In ihrer Geschichte können wir es lesen,
Daß sie ohnehin sehr geneigt gewesen
(Sie war ja eine Frauensperson)
Zur oftmaligen Variation.
Der reiche Herr tat sie oft besuchen,
Hieronimus fing drob an zu fluchen
Und hat teils geweint, teils gedroht
Und wünschte sich in der Verzweiflung den Tod.
Dadurch ward er aber nur täglich
Bei Amalien mehr verhaßt und unerträglich,
Und sie sagte ihm bald darauf
Ihre Liebe formaliter auf.
Da er nun ihren Entschluß vernahm, so hat er
Abschied bald genommen vom Theater,
Und er ging in äußerster Desperation
Wenige Tage nachhero davon.
Was indessen Amalia tut anlangen,
So ist selbige mit dem Herren davongegangen
Und soll bei demselbigen zwei Jahre hernach
Gestorben sein, als sie im Wochenbette lag.