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Einundzwanzigstes Kapitel

Ein braves Kapitel; enthaltend Geld und einen Brief des Hieronimi an seine Mutter

Ich lasse Hieronimum nun auf'm Schlosse weilen und walten,
Denn er kann es da recht gut aushalten,
Und mache aus seinem letzten Studentenstand
Noch etwas Rühmlich's von ihm bekannt.

Er konnte in gedachten seinen Studierjahren
Vieles vom Hofmeistergehalte ersparen
Und hatte sicher alle Quartal
Übrig ein 60 Gulden Kap'tal.

Dieses wußte er nicht besser anzuwenden,
Als es seiner Mutter nach Schildburg zu senden,
Und solches tate er denn auch bar
Richtig und rein alle Vierteljahr.

Aus dem Inhalte vom folgenden Briefe,
Welcher mir von ohngefähr in die Hände liefe,
Erhellt es dem geneigten Leser zur Genüg',
Daß ich die Wahrheit rede und nicht lüg.

Geliebte Mutter! meine kindlichen Pflichten
Schuldigermaßen gegen Euch zu verrichten,
Sende ich gegenwärtig abermal
60 Gulden zum gewohnten Quartal.

Wollte Euch herzlich gerne mehr senden,
Habe aber diesmal nichts weiter in Händen
Und bin selber bis aufs nächste Kap'tal,
Das ich von Ohnwitz erhalte, schier kahl.

.

Hoffe jedoch, es werde heut oder morgen
Der Himmel mich irgendwo als Pfarrer versorgen,
Und dann sollt Ihr, geliebte Mutter mein!
Lebenslang bei mir zugleich versorget sein.

Ihr könnt nicht glauben, wie sehr mich's noch kränke,
Wenn ich meinen vormaligen Jugendlauf bedenke,
Und wie ich Euch dadurch gar zuletzt
In die schofelsten Umstände versetzt.

Gott halte Euch gesund und bei langem Leben,
Da will ich denn alles Ernstes mich bestreben,
Daß alles wieder werde gut gemacht,
Was ich verdorben und durchgebracht.

Mit meinem Studieren geht's, Gottlob! ziemlich,
Auch mein Eleve beträgt sich höchst rühmlich;
Herr von Ohnewitz freuet sich sehr darob
Und gibt uns beiden oft schriftlich sein Lob.

Neuigkeiten wollte ich Euch gerne schreiben;
Allein, was die Musensöhne hier machen und treiben,
Ist meistens nicht von gar großem Gewicht
Und interessiert Euch sonderlich nicht.

Ich bin immer gesund an Leib und Gemüte
Und erhalte von des alten Herrn von Ohnewitz Güte
Zu jeder vierteljährigen Frist,
Was mehr als zum Bedürfnis hinreichend ist.

Ich mache mir also noch die kleine Freude
Und sende, etwa zu einem neuen Kleide,
Beiliegende 2 Louisd'or für
Schwester Esther im besondern Papier.

Übrigens beharre ich bis an mein Ende,
Nebst einem großen und zärtlichen Komplimente
An meine Schwester vom jungen Baron,
Euer treuer und gehorsamer Sohn.

Auf die vorgedachten rührenden Zeilen
Schrieb, ohne lange damit zu verweilen,
Die alte Frau Jobs, die Senatorin,
Ihrem guten Sohne folgende Antwort hin.

Sie enthält gar viel und mancherlei Sachen;
Will drum draus ein neues Kapitelchen machen,
Man würde sonst, weil der Brief etwas lang,
Beim Durchlesen desselben müde und bang.


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