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Siebenzehntes Kapitel

Wie Hieronimus mit dem Herrn von Ohnewitz reiset, und sein Abschied von seinen Freunden in Schildburg, item von Herrn Judex Squenz

Nachdem nun diese Erzählung war abgebrochen
Und man noch manches andre gesagt und gesprochen,
Legte der reiche Herr Patron folgenden Plan
Zu Hieronimi künftigem Glücke an:

Vorab sollte er wieder mit ihm nach Ohnwitz reisen,
Bei ihm auf dem Schlosse wohnen und speisen,
Und dann könnte man ferner warten und sehn,
Was zu seiner Versorgung möchte geschehn.

Diese Offerte tat Hieronimo gaudieren;
Denn ohne lange zu komplimentieren,
Empfahl er sich zur hohen Gewogenheit
Und war zu allem untertänigst bereit.

Nun war am Reisewagen was zu bessern und zu putzen;
Diesen Aufenthalt suchte Hieronimus zu benutzen.
Er ging vorerst und nahm mittlerweil'
Abschied von seinen Freunden in der Eil'.

Um sich aber zur Abfahrt desto besser zu beraten,
Schenkte ihm der Herr Patron einen Beutel voll Dukaten;
Diesen ließ aber der gute Hieronimus
Halb seiner Mutter und jüngsten Schwester zum Abschiedsgruß;

.

Gab auch der Mutter noch alle seine Habe zum Erbe.
Der Abschied war übrigens traurig, bitter und herbe;
Sie hing lange weinend an seinem Hals
Und seine Schwester Esther ebenfalls.

Den Prozeß mit dem Nachtwächter, seinem Kollegen,
Schlug er nieder und wünschte ihm allen Segen
Und in seinem Beruf Wachsamkeit und Geduld;
Bezahlte auch den größten Teil der Prozeßschuld.

Auch Herrn Schneller tat er freundlich begegnen,
Unterließ nicht, ihn nochmals für seine Rettung zu segnen,
Und dieser gab ihm auf die Reise noch mit
Eine große Flasche voll Aquavit.

So letzte er sich zärtlich mit allen seinen Freunden,
Vergab seinen eh'mals nächtlichen Schwägern und allen Feinden;
Aber dem Herrn Judex Peter Squenz
Wünschte er doch heimlich die Pestilenz.

Nunmehr hat er sich höchlich vergnüget
Wieder zum Herrn Patron ins Quartier verfüget.
Alles war fertig, man trank noch ein Glas,
Stieg ein in den Wagen und reisete fürbaß.


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