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Wie Hieronimus beinahe ein Informator eines jungen Barons geworden wäre
Obgleich nunmehro schon vierzehn Tage
Der alte Senator Jobs im Grabe lage;
So dachte doch noch dann und wann
Die Witwe Jobsen an den seligen Mann.
Hieronimus bekam indessen sein Futter
Bisher noch zu Hause von der Mutter
Und hätte in solchem Müßiggang
Zugebracht gerne sein Leben lang,
Wenn ihm nicht wäre der Vorschlag geschehen,
Sich nunmehro anderswo umzusehen,
Wo er in der Zukunft bequem
Seinen Unterhalt gebührlich hernähm.
Denn die Hoffnung, eine Pfarre zu bekommen,
War dem armen Schelm gänzlich benommen,
Nachdem die gelernte Predigt einmal
Gehalten war auf den Dörfern überall.
Sintemal nun manche große Geister
Ihr Glücke gemacht als Hofmeister,
So fiel es auch dem Hieronimus ein,
Irgendwo Hofmeister zu sein.
Das Glück schien ihm nicht ungeneiget,
Denn es hat sich ohngefähr gezeiget
Nach etwa dreier Monate Zeit
Für ihn eine schöne Gelegenheit.
Denn ein benachbarter Herr von Adel
Suchte einen Informator ohne Tadel
Für billige Kost und acht Gulden Lohn
Bei dem jungen Baron, seinem einzigen Sohn.
Religion, Sitten, fünferlei Sprachen,
Schreiben, Rechnen und dergleichen Sachen,
Philosophie, Physik, Geographie,
Mathematik, Historie, Poesie,
Zeichnen, Musik, Tanzen, Fechten, Reiten
Et cetera waren bloß die Kleinigkeiten,
Welche für die acht Gulden Lohn
Lernen sollte der junge Baron.
Es ließen also Ihro Gnaden
Den Kandidaten Hieronimus zu sich laden
Und fragten, ob er für die acht Gulden Lohn
Übernehmen wollte die Information.
Hieronimus antwortete: »Gnädiger Herre!
Das Informatoramt ist sauer und schwere,
Und es wären acht Gulden schier
Viel zu weniges Lohn dafür;
Doch, um Eure Gnaden zu gefallen,
Entschließe ich mich sofort zu allen
Und nehme den jungen Herrn Baron
Gleich in meine Information.«
Der Handel war also nun getroffen,
Bis sich zuletzt wider alles Verhoffen
Noch eine kleine Schwierigkeit fand,
Welche bloßerdings darin bestand,
Ob auch Hieronimus in den verlangten Sachen
Die erforderliche Probe könne machen,
Welche für die acht Gulden Lohn
Lernen sollte der junge Baron.
Da hat sich aber balde gewiesen,
Daß Hieronimus von allen diesen
Sachen selbst nichts gewußt, die von
Ihm lernen sollte der junge Baron.
Er ward also in Frieden entlassen
Und zog wieder heim seine Straßen
Und verwünschte die Information
Zum Henker, mit dem jungen Baron.
Ihro Gnaden aber suchten kreuz und quere,
Ob ein andrer aufzutreiben wäre,
Welcher für die acht Gulden Lohn
Übernähme die Information.
Ob er für die acht Gulden bis zu heutigen Stunden
Einen solchen gelehrten Informator gefunden,
Ist etwas, das ich nicht sagen kann,
Es geht mich auch in der Tat nichts an.