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Wie Hieronimus nun anfing, geistlich zu werden, und wie er ein schwarzes Kleid und eine Perücke bekam, und wie er auf der Kanzel zum ersten Mal predigte, usw.
Als nun der andere Morgen vorhanden
Und alles im Hause war aufgestanden
Und beim Frühstück und Kaffeetisch
Jeder sich befande munter und frisch,
Hub der Vater an zu diskurieren:
»Mein lieber Sohn! es will sich gebühren,
Daß deine bisherige Kleiderei
Anders in Zukunft beschaffen sei.
Vorab mußt du den schrecklichen Degen
Von deiner Seite von nun an legen,
Weil ein Geistlicher niemals nicht
Anders als mit der Bibel ficht;
Auch das graue Kollett und die lederne Weste
Nebst Hosen, Stiefeln und dem übrigen Reste,
auch den mächtigen Federhut;
Denn alles dies steht keinem Geistlichen gut.
Denn wenn jemand diesen Anzug sähe,
Möchte er billig denken: O wehe,
Das könnte eher ein Kürassier
Sein, als ein künftiger Pfarrer hier!
Wisse auch, daß eine runde Perücke
Auf den geistlichen Kopf sich besser schicke;
Denn diese lässet ehrwürdig und wohl,
Ein struppichtes Haar und Zopf läßt toll.
Ich habe also mir vorgenommen,
Um zu lassen den Schneider kommen,
Damit dir dieser ein schwarzes Kleid
Und einen Mantel noch mache heut.
Auch ist der Perückenmacher bestellet,
Damit er, wenn es dir gefället,
Zu deines Kopfes künftiger Zier
Eine Perücke bringe dir.
Das wird ein ehrbares Ansehen dir geben,
Es ist aber auch nötig daneben,
Daß du hinfüro nicht mehr so guchst,
Sondern auch geistlich zu leben suchst.«
Hieronimus hörte zwar etwas spröde
Seines alten Vaters vernünftige Rede,
Doch ließ er sich endlich ebenfalls
Alles gefallen und bereden all's.
Man sah ihn darauf, eh der Tag noch vergangen,
Im schwarzen Kleide und Perücke prangen,
Es war auch ein weißes Krägelein da,
Gemacht von der Mutter
manu propria.
Geistlich staffiert vom Kopf bis zu'n Füßen,
Tat er nun den Eltern kund und zu wissen,
Daß er zu predigen in dieser Livrei
Am künftigen Sonntag gesonnen sei.
Er hat sich auch treu des Versprechens entledigt
Und am folgenden Sonntag wirklich gepredigt,
Und ohne einen sonderlichen Anstoß
Ward er glücklich der Predigt los.
Denn wie oben, Kapitel sechszehn, gehöret,
Hatte ein Freund ihm eine Predigt verehret,
Diese kam ihm vortrefflich zur Hand,
Weil er sie ganz auswendig verstand.
Sie war gar vortrefflich komponieret,
Mit vielen erbaulichen Sprüchen gezieret
Und so voll vom gelehrten Tand,
Daß sie Hieronimus selbst nicht verstand.
Auch sein äußerer Anstand war prächtig,
Seine Arme und Hände bewegte er mächtig,
Und der Stimme starker Tenor
Drang den Zuhörern stattlich ins Ohr.
Es wurde übrigens von vielen hundert
Zuhörern seine Predigt bewundert,
Viele stießen die Köpfe an
Und sagten: »Das gibt ein ganzer Mann!
Wer Henker hätte das denken sollen,
Daß so was einst hätte werden wollen
Aus des Jobsens dummen Hieronimus?
Er erregt ja Verwundernus!«
Auch waren alle Verwandten gegenwärtig
Und gafften Hieronimum an, der so fertig,
Als hätte er längst gestanden im Amt,
Sie erbauen konnte allesamt.
Aber ich vermag nicht das Entzücken
Der beiden guten Eltern auszudrücken,
Denn sie hielten nun beiderseits
Ihn für den größten Redner bereits.
Als nun der Gottesdienst verrichtet,
Ward ein groß Freudenmahl angerichtet,
Und in Senator Jobsens Haus
Kamen alle Verwandten zum Schmaus.
Da hat man während dem Mittagsessen
Nichts zu Hieronimi Lobe vergessen,
Und man trank öfters zu dieser Zeit
Aus großen Gläsern seine Gesundheit.
Es ward auch zu denselbigen Stunden
Von der ganzen Versammlung für gut befunden,
Daß bei obwaltenden Umständen nunmehr,
Zu des Hieronimus größerer Ehr,
Er es nächstens müsse wagen
Und sich zum Kandidaten lassen schlagen,
Damit er in
optima forma, hie
Werde Kandidatus Ministerii.
Zwar wäre es dieserhalb wohl vonnöten,
Vorerst vors Examen hinzutreten,
Doch bei der gezeigten Gelehrsamkeit
Hätte dieses keine Schwierigkeit.
Um so mehr, da der hiesige Pfarrer schwächlich
Wäre, so könnte Hieronimus gemächlich
Und ohne allen Zank und Geschrei
Antreten die erledigte Pfarrei;
Wenn es nämlich bald glücklich gelünge,
Daß der Pfarrer den Weg alles Fleisches ginge,
Denn seine kränkliche Konstitution
Ließe dieses fest hoffen schon.
Hieronimus vermochte so viel Gründen und Flehen
Nunmehro nicht länger zu widerstehen,
Er gab also, obgleich ängstlich genung,
Dazu seine Einwilligung.
Er leerete übrigens zwar mit Vergnügen
Manches großes Glas in starken Zügen,
Doch wenn er ans künft'ge Examen gedacht,
So hat ihm dieses ein Grausen gemacht.
Endlich suchte er seine traurigen Grillen
Durch einen tüchtigen Rausch zu stillen,
Obgleich sein Mißfallen der alte Jobs
Bezeigte durch ernsthaftes Schütteln des Kopfs.