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Vorwort

Das »Johann Strauß«-Buch von Ernst Decsey stellt die erste umfassende biographische Würdigung des Walzerkönigs nach seinem Tode dar. Aus einer Fülle von Quellen schöpfend, wird in äußerst flüssiger Form das Lebensbild des großen Künstlers und hervorragenden Menschen vermittelt. Der Verfasser ist aber auch bemüht, die einzelnen Kompositionen liebevoll zu betrachten und so das Wissen des Lesers um Johann Strauß möglichst zu erweitern. Er berücksichtigt hiebei nicht nur die Hauptfigur; vielmehr werden alle Personen, die mit Johann Strauß in engere Beziehungen getreten waren, prägnant charakterisiert. Die große Literaturkenntnis Decseys sowie sein scharfer Blick für historische Gegebenheiten und soziologische Probleme haben darüber hinaus dem Werk die Rangstellung eines nicht zu übersehenden Beitrages zur Kulturgeschichte Wiens im 19. Jahrhundert verliehen.

Für Decseys Biographie bildete zunächst Ludwig Eisenbergs noch immer nicht überholtes Buch: »Johann Strauß. Ein Lebensbild« (Leipzig 1894) die Grundlage seiner Darstellung. Das Werk, dem Meister zu seinem 50jährigen Künstlerjubiläum im Oktober 1894 überreicht, hatte vor allem den Wert einer aus unmittelbarer Begegnung mit diesem geschöpften Quelle. Andererseits mußte es freilich, den Wertungsstandpunkt betreffend, hier an der notwendigen Objektivität fehlen. Nach Eisenberg waren noch das für die Daten der gesamten Straußfamilie wertvolle Werk Fritz Langes (»Johann Strauß«, Leipzig 1913) und Rudolf Procházkas als Band X der von H. Reimann herausgegebenen Buchreihe »Berühmte Musiker« erschienene Strauß-Biographie (Berlin 1900), die die musikgeschichtliche Stellung des Meisters umreißt und durch Heranziehung zahlreicher Notenbeispiele interessante Einblicke in dessen Schaffen gewährt, für Decsey von Bedeutung. Die Aufstellung eines tabellarischen Werkverzeichnisses mit genauer Angabe von Widmungsträgern, Uraufführungen und Verlegern hingegen ist Decseys alleiniges Verdienst; er hat damit allen späteren Darstellungen des Lebens und Wirkens von Johann Strauß ein nicht genug zu schätzendes Instrument in die Hand gegeben.

Seit Decsey wurde das Strauß-Schrifttum nur um wenige Arbeiten von Wert bereichert. Hervorgehoben seien die Studien Siegfried Loewys (»Johann Strauß, der Spielmann von der blauen Donau«, Leipzig 1924 und »Rund um Strauß«, Wien 1925) sowie Heinrich Eduard Jacobs »Johann Strauß und das neunzehnte Jahrhundert« (Amsterdam 1937), Werner Jasperts »Johann Strauß. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit« (Berlin 1939) und der Aufsatz Anton Bauers: »›Die Fledermaus‹ und ihr Erfolg in Wien« (Die Musik, Oktoberheft 1942). Als besonders wichtig für die neuesten Erkenntnisse konnte Erich Schenks »Johann Strauß« (Potsdam 1940) ausgewertet werden. Das Buch, von ganz anderem Ansatz als die Biographie Decseys, bietet erstmalig eine auf wissenschaftlicher Basis ruhende stilkritische Darstellung des Straußschen Werkes.

Zweck der Neuauflage mußte es sein, die Ergebnisse dieser Leistungen einzubauen, Textstellen, die ihren in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg vorhandenen Aktualitätswert inzwischen eingebüßt haben, wurden hiebei entfernt oder im entsprechenden Sinn geändert. Ebenso ist das über die Abstammung Johann Strauß' von dem sagenhaften spanischen Adeligen Gesagte, das sich fast in allen Straußdarstellungen findet, als gänzlich unhaltbar weggeblieben. Daß die Veränderungen gegenüber dem Original sich in den bescheidensten Grenzen hielten, war ein selbstverständliches Gebot der Pietät.

Der Verlag.

Johann Strauss


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