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206. Schleiermacher an Reimer

Stolpe, den 9. März 1803.

Wohl hast Du recht, lieber Freund, mein Schicksal sorgend in Deinem Herzen zu tragen. Denn wenn Du auch, wie ich, hoffest daß der Friede meines Gemüths durch keinen Ausgang werde gestört werden können, so hängt er doch davon ab daß Friede und Ruhe in Leonoren sei und für sie. O wie kann eine schöne Seele sich quälen wenn es eine bedenkliche dunkle Stelle giebt an welcher sich die Zukunft aus der Vergangenheit entwickeln soll. Sie fürchtet daß sie kein volles Recht hat die Folgen ihres Jrrthums aufzuheben, und sie fürchtet daß es mehr als ihre Pflicht sei was sie aus der Zukunft anspricht. – Du wirst wol nicht zürnen daß Du das zweite Buch noch nicht hast. Ich bin jezt sehr emsig dabei, und wenn ich nicht aufs Neue zurückgeworfen werde soll es nicht lange mehr währen. – Das Zusammenschrumpfen von Fichtens Wissenschaftslehre welches Du mir ankündigst zusammengenommen mit der Zögerung kommt mir sehr bedenklich vor, und ich bin gespannt was aus der Sache werden wird. Für den Lacrymas danke ich Dir herzlich; es ist eine liebliche Dichtung die noch viel Schönes von Schüz erwarten läßt. So schlecht ist Stolpe nicht in der Litteratur daß wir den Freimüthigen nicht hätten! Aber, lieber Freund, mir sind Schlegel und Bernhardt lange nicht still genug! Sie necken ja immerfort den Kotzebue in der eleganten Zeitung. Ach die Miseren!

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