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169. Schiller an Andreas Streicher

H. den 14. Jän. (Dienstag) 1783.

So bin ich doch der Narr des Schiksals! Alle meine Entwürfe sollen scheitern! Irgend ein kindsköpfischer Teufel wirft mich wie seinen Ball in dieser sublunarischen Welt herum.

Hören Sie nur!

Ich bin, wenn Sie den Brief haben, nicht mehr in Bauerbach. Erschreken Sie aber nicht. Ich bin vielleicht besser aufgehoben.

Frau von Wolzogen ist wieder hier, und hat ihren Bruder, den Oberhofmeister von Marschalk, der bei Bamberg eine Erbschaft von beinahe 200,000 Gulden gethan, begleitet. Sie können sich vorstellen, mit welcher Ungeduld ich ihr entgegenflog – – – – Aber nun! –

Lieber Freund, trauen Sie niemand mehr. Die Freundschaft der Menschen ist das Ding, das sich des Suchens nicht verlohnt. Wehe dem, den seine Umstände nöthigen, auf fremde Hülfe zu bauen. Gottlob! das Letztere war dießmal nicht.

Die gnädige Frau versicherte mich zwar, wie sehr sie gewünscht hätte ein Werkzeug in dem Plane meines künftigen Glükes zu seyn – aber – ich werde selbst so viel Einsicht haben, daß ihre Pflichten gegen ihre Kinder vorgingen, und diese müßten es unstreitig entgelten, wenn der Herzog von W. Wind bekäme; das war mir genug. So schreklich es mir auch ist, mich wiederum in einem Menschen geirrt zu haben, so angenehm ist mir wieder dieser Zuwachs an Kenntniß des menschlichen Herzens. Ein Freund – und ein glükliches Ungefähr rissen mich erwünscht aus dem Handel.

Durch die Bemühung des Bibliothekars Reinwald, meines sehr erprobten Freundes, bin ich einem jungen Hrn. von Wrmb bekannt geworden, der meine Räuber auswendig kann, und vielleicht eine fortsezung liefern wird. Er war beim ersten Anblik mein Busenfreund. Seine Seele schmolz in die meinige. Endlich hat er eine Schwester! – Hören Sie, Freund, wenn ich nicht dieses Jahr als ein Dichter vom ersten Range figurire, so erscheine ich wenigstens als Narr, und nunmehr ist das für mich Eins. Ich soll mit meinem Wrmb diesen Winter auf sein Gut, ein Dorf im Thüringerwalde, dort ganz mir selbst, und – der Freundschaft leben, und was das Beste ist, schießen lernen, denn mein Freund hat dort hohe Jagd. Ich hoffe, daß das eine glückliche Revolution in meinem Kopf und Herzen machen soll.

Schreiben Sie mir nicht, bis Sie neue Adressen haben. Den Verdruß mit der Wolzogen unterdrüken Sie. Ich sey nicht mehr in Bauerbach, das ist alles was Sie sagen können – – – – – – –

Tausend Empfehlungen an meinen lieben, guten Meier. Nächstens schreib ich ihm wieder. Auch an Cranz, Gern u. s. f. viele Complimente. Mein neues Trauerspiel, Louise Millerin genannt, ist fertig. Beiliegendes übergeben Sie an Schwan, dem Sie mich vielmals empfehlen.

Ohne Veränderung
Ihr
Schiller.

*


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