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99. Leopold Friedrich Günther von Goeckingk an Bürger

Ellrich, den 1. Sept. 1776.

Zehn Zeugen will ich stellen, daß ich Euch zwey Tage hinter einander bis Walkenriedt entgegen gegangen bin, und wie ein Narr da gesessen, das Fenster nach jedem Pferdegetrappel aufgemacht und mir die Augen roth gesehn habe. Weib und Kind, Schwägerin und Magd, hatt ich drey Meilen weit weggeschickt, und zum Unterpfande (denn sie mogten so was merken) meinen getreuen Spadix mitgegeben, damit ich ja nicht dahinten bliebe, um so recht mein Wesen mit ihm allein zu haben. Nun, es soll alles vergessen und vergeben seyn, da ich höre, daß er noch kommen will. Um des Hausfriedens willen muß er sich aber ja stellen, als wenn er schon einmal vor 14 Tagen habe kommen wollen und da sey ihm dann auf einmal die Frau Schwiegermama krank geworden.

Sein Hocuspocus zur Antwort, ist mir, – was soll ich lange hinterm Berge halten, – eine wahre Panacea gewesen. Ein paar Kleinigkeiten hab ich noch als einen Vorschlag zur Güthe in petto, aber es ist die höchste Zeit daß ich den Brief zur Post schicke, und ich mag nur zufrieden seyn, daß ich noch so viel habe schreiben können, denn seit ohngefehr 14 Tagen ist dieß der erste an dem ich keinen Besuch habe. Solch Leben hole der Kukuk. Leute, wie Ihr, muß man Schockmal bitten, daß Sie doch kommen sollen, und Narren die hingehn mögten wo der Pfeffer wächst, fallen einem über den Hals, als wenn man vor lieber Langerweile Gott danken müßte daß sie nur noch die Güthe hätten Einem das Bischen Wein auszusaufen. Sauft Euch den Tod dran ihr Bärenhaüter! Es geh Euch wohl mit Weib Kind und Hund?

Goeckingk.

*


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