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197. Nast an Hölderlin

Leonberg d. 17. April 1789.

Ich weiß nicht, ob ich mit Dir zanken, oder ob ich Dich bitten solle, daß Du mit mir zanken sollest. Denn fast ist's unverzeihlich, daß wir den ganzen Winter waren wie die Murmelthiere; doch ich verzeihe Dir und Du – nicht wahr – mir auch?

Hier folgt Dein Stammbuch, das mir L. übergab als sie im vergangenen Herbst von hier abreißt?. – Eine kleine Malerei wirst Du drinn finden. Es ist die erste die ich in diesem Jahre gemacht habe und die ich Dir bestimmte – weil ich mich erinnerte Dir einmal ein ähnliches Gemälde versprochen zu haben, ob Du bei diesem gewannst oder verlierst überlasse ich Deiner Empfindung zur Entscheidung.

Auch folgen 2 Silhouetten mit zum b'sehen oder, wenn Du sie den originalien recht treu findest – zum Gebrauch und Beförderung, wiewohl W. zu gros sein wird, um es in eine Tabatterie wie Du im Sinn hattest als ich's letztemal bei Euch in Maulbronn wäre, zu versezen.

Meine Geschichte möchte ich Dir freilich lieber mündlich erzälen als durch diese arme Feder. Weil ich aber in m. Schreibenstube allein bin und deswegen nicht soleicht Hofnung haben kann, mehrere Tage mich entfernen zu können, so schreib ich Dir was ich kan.

Leb wohl lieber – kalter? Bruder, empfiehl mich Deiner würdigen Fr. Mutter und Jgfr. Schwstr. und glaube, daß noch mit jener alten warmen Freundschaft an Dir hängt

Dein
Imanuel.

Deinem Brief seh ich mit Verlangen entgegen!

Ei! da fällt mir ein daß Du versprochen hast Deine Gedichte mir zu communiciren.

*


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