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31. Gleim an Kleist

8. (10.) October 1748.

Sehn sie liebster Freund, da sind Spuren der Providenz! Wer weiß, wie nahe der Punct ist, da sie sich auch zum besten meines Kleists offenbaren wird. Wie will ich alsdann ihr Lob ausbreiten! wie will ich in Psalmen ihr danken!

Wenn Sie doch itzt bey mir wären! Wie sollten Sie dem Hrn. v. Hardenberg gefallen! Er ist ein besserer Poet, als ich gedacht, und ist für die Poesie sehr passionirt, als ich es war, da ich meinem Kleist noch scherzhafte Lieder sang. Er hat mir den Anfang einer Tragödie gelesen, die er gemacht hat, und der einen Poeten ankündigt, der es den Gottscheden bei weitem zuvor thun könnte, aber eine allerliebste Frau, ach! eine allerliebste Frau, hindert ihn am Umgang mit den Musen, und ist zu eyfersüchtig darauf. Ich habe mir in ihr, Ihre Wilhelmine vorgestellt. Sie kann auch in der That nicht vollkommener gewesen seyn; sie denken wohl ich bin verliebt, und ich bin es wahrhaftig und wer muß in eine so schöne Dame nicht verliebt sey? Die feurigsten Augen, die gesundeste Farbe, die sauberste Haut, der schönste Busen, und die natürlichste Freundlichkeit, welchen Unempfindlichen sol dies alles an einer so anakreontischen Schönheit nicht reitzen? Ja ich hörte auf spröde zu seyn, wenn sich noch ein solches Mädchen fände. Das beste ist, daß er Hr. v. Hardenberg, wie Ponikau das seinige, aus Liebe zur Frau gemacht, und nicht aus Geitz oder Eitelkeit.

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