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159. Jacobi an Goethe

21. März 1755.

... Ich bin eine Zeit her durch leidige Geschäfte sehr zerstreut worden; dennoch brachte ich manche Stunde allein und still zu mit dir, und dies letzte ist Ursache, daß du so lange keine Briefe von mir erhalten hast. Ich genieße mehr von dir, aus mir selber, als Du mir eigentlich darreichst. Lieber, du warst hier bei mir, ich war zu Frankfurt bei dir, und wir werden wieder zueinander kommen. O, mein Herz weissagt mir so viel, woran ich feste glaube! Da habe ich dann im Vergangenen und in der Zukunft, was besser ist, als das Gegenwärtige, und so leb' ich im Geist und gewiß auch in der Wahrheit. Oft nehm' ich wohl Papier und Feder, und mein', ich werde dir etwas schreiben; aber hernach find't sich immer, daß das, was ich dir nicht schreiben kann, so sehr viel mehr, so sehr viel besser ist, als was ich schreiben könnte, daß ich's verschmäh' und lieber harre. Aber das Drängen zu dir hin läßt sich doch nicht stillen, und die volle Seele, die das all in sich verschließen soll, all die Liebe, die sie hat, all – ach! weiß sich nicht zu lassen, meint oft zu vergehn. – Daß ich so wenig von dir höre! Wenn ich doch Mittel hätte, auch bloß von deinem äußerlichen Leben mehr zu erfahren! – Was das für mich ist, daß du hier wärest, du weißt es! – Und wenn ich einmal werde herumgehen und verkündigen: Er ist wieder da!«

*


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