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Zweites Buch.
Die Geschichte der Clissolds.
Mein Vater und der Lauf der Dinge

1

Als ich zwölf und mein Bruder Dickon beinahe fünfzehn Jahre zählten, beging mein Vater Richard Clissold, den man wegen Buchfälschungen bei der Firma ›London and Imperial Enterprises‹ zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt hatte, Selbstmord. Wenige Augenblicke, nachdem er das Tribunal verlassen hatte, verschluckte er im Korridor hinter dem Gerichtssaal eine kleine Giftkapsel, die er im Futter seiner Weste verborgen bei sich trug. Solange ihm noch ein Schimmer von Hoffnung geblieben war, hatte er gekämpft, nun aber gab es keine Hoffnung mehr. Wenige Minuten später hätte man ihn durchsucht, und der letzte Ausweg wäre ihm verschlossen gewesen.

Weder Dickon noch ich erfuhren zunächst von diesem Unglück. Unsere Mutter hatte uns bei den ersten Anzeichen der nahenden Katastrophe weggebracht. Wahrscheinlich hatte Vater ihr das geraten. Wir Jungen dachten erst, daß wir nur für einige Tage auf Ferien gehen sollten, aber diese Ferien zogen sich erstaunlich in die Länge; aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, und während der ganzen Zeit wurde uns alles, was unseren Vater betraf, verheimlicht oder nur in sehr milder Form mitgeteilt. Zuerst gingen wir nach Holland, dann nach Belgien; wir wanderten von Stadt zu Stadt, von Pension zu Pension. Einige Zeit waren wir in St. Omer; dort tauchten unvermittelt verschiedene Freunde unserer Familie auf, und meine Mutter unternahm mehrere geheimnisvolle Reisen nach Frankreich und England. Schließlich ließen wir uns in Montpellier nieder – damals hatten wir von Vaters Tod bereits erfahren – und nun kam es uns erst völlig zum Bewußtsein, daß die sorglosen Tage von Mowbray vorüber waren und wir ein neues Leben begonnen hatten, unter einem neuen Namen und in beschränkteren Verhältnissen.

Von Vaters Stellung in der Welt verstand ich vor unserer Flucht aus Mowbray herzlich wenig, und ich bezweifle, daß Dickon mehr davon wußte als ich. Immerhin war mir bekannt, daß er ein großer Geschäftsmann gewesen. Eine unserer vielen Gouvernanten – ihr Name ist mir entfallen – erzählte mir, daß er ›sehr, sehr, sehr reich‹ sei. Stets setzte sie drei ›sehr‹ und legte auf das letzte besonderen Nachdruck. Jetzt erst ist es mir klar, daß jene junge Frau von einer Bewunderung für ihn erfüllt gewesen sein muß, die über ihre Stellung im Hause hinausging; sie sprach andauernd von ihm, sagte, er sei ein wunderbarer Mann, der längst hätte geadelt werden sollen; und sie verließ uns sehr plötzlich und unter Tränen.

Zu jener Zeit hatte ich noch ganz unbestimmte Begriffe von sozialer Stellung. Mowbray hatte die Erinnerung an Bexhill in mir verwischt. In Bexhill hatten wir nach der Art recht wohlhabender Villenbesitzer gelebt. Wir wohnten in einem roten Haus mit breiter einfacher Fassade, das ›Sunny Beach‹ genannt, keine fünf Minuten vom Meer entfernt lag; hinter dem Hause befand sich ein Garten, in dem wir Kinder dem Croquetspiel zum Trotz – Tennis war noch nicht allgemein verbreitet – den Rasen beherrschten. Ich erinnere mich noch, daß zerzauste und ungepflegte Tamariskenbäume rund um diesen Rasenplatz standen; vor dem Hause gab es sehr hübsche Tamariskenbäume; wo immer man hinschaute, gab es Tamarisken. Das Leben in Bexhill bestand darin, ein Kind unter vielen zu sein, und spielte sich zwischen Kinderwagen und Kindermädchen, Schoßhunden, eisernen Stühlen, Sandhaufen, Ruderbooten, verlorenen Bällen fremder Kinder, die, unbekannt woher, in unser Spiel flogen, und Beinen von Erwachsenen ab. Mowbray jedoch war ein weiter und würdiger Rahmen für unser Dasein. Es weckte den Sinn für gesellschaftliche Perspektiven, und hier begann ich soziale Unterschiede zu beobachten. Ich lernte, daß es arme Menschen auf der Welt gibt, die man wohl bedauern, aber nicht ermutigen darf, und Dienstboten von niederem Rang, die alle einander täuschend ähnlich sind, und andere mit höherer persönlicher Würde, wie Mrs. Praydo und Jenks, der Butler, oder wie unsere jeweilige Erzieherin; ferner Mutters Bekannte, die nachmittags zu Besuch kamen und denen der Garten gezeigt wurde, und Vaters Freunde, eine lustige und glänzende Gesellschaft, die über den Sonntag nach Mowbray zu kommen pflegte. Manche unter ihnen waren Knights und Baronets, ja sogar Lords und Ladies, und weit weg und hoch über allen herrschte die alte, alte Königin Victoria; sie hatte ewiges Leben und schien mir ein halb göttliches Wesen. Auch eine Menge Ausländer gab es; einige von Vaters Freunden waren solche. Ausländer aber galten nicht viel, höchstens im Kriegsfall. Dann würde uns unsere Flotte schon beschützen.

Sehr viel hatte ich damals noch nicht gelernt. Meine Erziehung vollzog sich ruckweise. Aber ich war wißbegierig, von schneller Auffassung und las mit wahrem Heißhunger. Das Sprunghafte meiner Erziehung kam daher, daß mein Vater ein Phantast und fahrig, meine Mutter hingegen umständlich und eigensinnig war. Gegen das Ende unserer schönen Tage sprach Vater davon, mich in eine sogenannte Public School zu bringen, aber er unternahm nicht das geringste zu diesem Zwecke. »Welche soll es denn sein, alter Junge?« pflegte er mich zu fragen. »Harrow mit dem Glorienschein oder Eton mit der Troddel-Mütze und der schönen Jacke?« Kurze Zeit war ich in einer sehr vornehmen Vorbereitungsschule in der Nähe von Guildford, die ich haßte; als ich elf Jahre alt war, wurde ich mit ausnahmsweise erteilter Erlaubnis Wochenschüler in Cossington's School. Dort lernte ich zeichnen und die Elementarbegriffe der Naturwissenschaft. Aus dieser Schule nahm man mich plötzlich, mitten im Semester heraus. Dickon war damals in der fünften Klasse in Laxton und hatte vorher eine gute Vorbereitungsschule in Bexhill besucht – er genoß eine viel gründlichere und regelrechtere Erziehung als ich. Wenige Tage später wurde auch er plötzlich heimgerufen; er kam in einem Zustand freudiger Erregung nach Hause, völlig ahnungslos, was ihm bevorstand.

»Was ist los?« fragte Dickon. »Sollen wir nun doch nach Eton kommen?«

Ich kann mich noch heute an die Stimmung erinnern, in die ich geriet, als ich Montag früh erfuhr, daß ich nicht mehr in die Schule zurück sollte. Nachdem Jenks mir das Frühstück gebracht hatte, ging ich auf die Terrasse und dachte mit unendlicher Befriedigung an den wundervollen, langen, freien Tag, der vor mir lag, dieses unverhoffte Geschenk, eine herrliche Zeitspanne voll Sonnenschein. Es war ein schöner Märztag, die Wolken glichen großen Schiffen mit ungezählten geblähten Segeln, die ein starker und doch milder Südwestwind vor sich hertrieb. Alles war still; da mein Vater abwesend war, gab es keine Koffer packenden und abreisenden Sonntagsgäste. Ich hatte keine Ahnung davon, daß die letzte Phase meines Lebens in Mowbray angebrochen war. Ich beschloß, zunächst einmal nachzusehen, ob die Primeln längs des Reitwegs im Wald schon aufgeblüht seien.

Ich muß dann wohl in den Park gegangen sein und irgendwann nach dem Hause zurückgeblickt haben, denn es steht sehr deutlich vor mir, wenn ich an jenen Tag denke. Ich sehe die helle, schimmernde Vorderfront unter dem klassizistischen Giebel, das würdevolle Portal, rechts das Eßzimmer und linker Hand fünf Fenster jenes langgestreckten Raumes, den Jenks und mein Vater immer als den ›Salon‹ bezeichneten. Sowohl an der Ost- als auch an der Westseite des Hauses befanden sich Ställe und andere Wirtschaftsgebäude, jedes mit einer Kuppel und einer Uhr. Hinter dem Haus begann der Wald, große braune Buchen, die rote Spitzen trugen, bevor die ersten grünen Blattknospen an den unteren Ästen hervorbrachen. Mir ist es, als sähe ich all das noch jetzt vor mir. Noch heute fühle ich die erquickende Frische jenes Frühlingsmorgens. Sobald die Sache mit den Primeln erforscht sein würde, wollte ich zum Teich im Park zurückschlendern, um festzustellen, ob das Farnkraut schon Triebe über dem Boden habe oder ob wenigstens unter der Erde welche zu finden seien. Auch nach unserem neuen Damwild wollte ich sehen. Erst im vergangenen Herbst hatte mein Vater in seiner Prunkentfaltung die Rinder aus Mowbray verbannt und den Park mit einem Rudel Damhirsche bevölkert.

Dann wollte ich aufhören, ein kleiner Junge zu sein, und mich in einen Indianer oder einen Afrikaforscher verwandeln.

Doch der Rest des Tages sowie die beiden folgenden, die der Heimkehr Dickons vorausgingen, sind mir nicht deutlich in Erinnerung.

Unüberwachte Freiheit in Mowbray schien uns beiden zu schön, um wahr zu sein. Und lange durften wir sie auch nicht genießen. Wir nahmen die Nachricht, daß wir nach Holland reisen sollten, um ›die herrlichen Tulpen dort zu sehen‹, mit lautem Widerspruch auf. »Ach nein, Mutti!« Wir hatten gar keine Sehnsucht nach den herrlichen Tulpen, und Mutters Gehaben flößte uns kaum einen Vorgeschmack kommender Genüsse ein. Wir wollten lieber daheim herumlaufen dürfen. Aus Mutters dunklen Augen sprach tiefer Kummer, ihr ganzes Wesen zeigte eine Niedergeschlagenheit, für die wir keinerlei Verständnis aufbrachten. Wir behaupteten, die Reise nach Holland sei zu dumm, und weigerten uns hartnäckig, unsere Sachen packen zu lassen. Einige Zwischenfälle vor unserer Abreise versetzten Dickon in größte Verwunderung. Jenks verschwand plötzlich, und ein Hausmädchen, das wir in Tränen aufgelöst auf der Treppe sitzen fanden, sagte, alle Dienstboten würden entlassen. Offenbar, meinte Dickon, sei sie eben tüchtig ausgescholten worden. Seltsame Männer erschienen, schoben die Möbel herum und behandelten einen kleinen Jungen, der es doch gewohnt war, beachtet zu werden, als sei er Luft. Mutter schien an diesem Abend verstohlen zu weinen. Als Dickon sie fragte, was denn los sei, wendete sie das Gesicht ab und fuhr sich mit dem Taschentuch über die Augen, ehe sie mit erstickter Stimme antwortete: »Nichts. Nichts, Liebling. Ich bin ein wenig erkältet.«

Der erste Eindruck, daß irgend etwas Schlimmes in der Luft liege, daß man uns etwas verheimliche, wurde durch Mutters Benehmen auf der Fahrt zur Station Duxford wesentlich verstärkt. Dickon saß neben dem Kutscher, ich dagegen bei Mutter im Wagen. Wir Jungen freuten uns nun bereits auf die Reise und waren geneigt, unseren anfänglichen Widerstand zu vergessen. Es wurde mir aber leider klar, daß Mutter uns weiter die Laune zu verderben gedachte. Dickon hatte ein Lied auf unsere Reise verfaßt, das mir als die Quintessenz des Witzes erschien. Doch als ich versuchte, es zu singen, um mir während der Wagenfahrt die Zeit zu vertreiben, winkte meine Mutter ab: »Nicht, Billykins, ich habe Kopfschmerzen.«

Wir fuhren den Parkweg hinunter zum Wächterhaus. Ich saß zwar gehorsam, aber schmollend da. An einer Wegbiegung neigte sich Mutter vor; still blickte sie auf das große Haus zurück, das sie für immer verließ. Da lag es im leuchtenden Sonnenschein, unberührt von ihrem Kummer. Ich blickte, über sie hinweg, einen Moment lang, bemerkte, wie ihre Schultern sich hoben, und starrte dann angewidert zum anderen Fenster hinaus. Wozu diese Niedergeschlagenheit? Was für einen Sinn hatte sie? Es waren ja meine Ferien, die durch ihren Starrsinn verdorben wurden, nicht die ihren. Ich blieb hartnäckig abgewendet bis knapp vor der Station.

Dann sprach sie zu mir, und ihre Stimme zeigte, daß sie die Fassung wiedergewonnen hatte. »Komm, Billykins,« sagte sie, »nimm deine kleine Handtasche.«

Ich nahm meine kleine Handtasche.

Es ist wirklich sonderbar, wie solche Szenen, die nicht länger als fünf oder zehn Minuten dauerten, im Gedächtnis haften bleiben. Und ebenso sonderbar, daß alle meine Erinnerungen an Mutter abgerissen und fragmentarisch sind, ohne Einleitung und ohne unmittelbare Zusammenhänge. Es ist, als wären sie von einer unbekannten Macht zerstückt worden, um ihr Bild in mir zu trüben. Vielleicht habe ich sie niemals aufmerksam betrachtet. Nur mit Mühe kann ich sie mir heute vor Augen rufen, um sie zu beschreiben. Sie war dunkel und schlank, schüchtern, sanft und unbedeutend; der Kern ihrer Natur war Furchtsamkeit, sie wollte und konnte dem Schicksal nicht mit Festigkeit entgegentreten. Ich glaube, sowohl Dickon als auch ich empfanden die Furcht in ihr als etwas Übertriebenes, und gerade dieser Zug ihres Wesens mag die vertrauensvolle Liebe, die Söhne sonst der Mutter entgegenbringen, in uns getrübt haben.

Ihre Übersiedlung nach Mowbray muß ihr große Angst eingeflößt haben. In Bexhill hatte sie sich leidlich zurechtfinden können. Mowbray aber nach ›Sunny Beach‹, das muß für sie etwa so gewesen sein, als hätte sie einen Kutschierwagen mit einem weißen Elefanten vertauscht. Im Lauf der Zeit gewann sie das große Haus nach ihrer Art lieb und schließlich war sie sogar stolz darauf. Jenks und Mrs. Praydo machten ihr das Leben wohl schwer, aber doch nicht unmöglich; nie unterließen sie es, zu ihr zu kommen und ihr zu sagen, was für Befehle sie ihnen zu erteilen habe; es sei denn, daß sie es einmal sehr eilig hatten. Die Sonntagsgesellschaften müssen ihr mitunter schrecklich gewesen sein. So viele bedeutende, glänzende und dabei so verschiedenartige Leute; doch beschäftigte sich ja Vater mit den Gästen, so daß sie sich darauf beschränken konnte, hübsch angezogen zu sein – sie hatte einen reizenden Hals und ebensolche Schultern; sie führte sogar kleine, freundschaftliche Gespräche mit Leuten, die gleich ihr schüchtern waren. Und in der Stille der Wochentage konnte sie sich fast zur großen Dame entfalten; Leute aus der Umgebung oder ihre eigenen Bekannten besuchten sie, und sie zeigte ihnen ihre Rosen und Orchideen oder gelegentlich auch das ganze Haus.

Ich weiß herzlich wenig von Mutters Geschichte. Sie muß noch sehr jung gewesen sein, als mein Vater sie heiratete; zur Zeit seines Todes war sie kaum dreiunddreißig Jahre alt. Ich weiß nicht, wo er sie kennen lernte, noch, welcher Art ihre Familie war; möglicherweise habe ich mütterlicherseits Vettern ersten Grades, die mir völlig unbekannt sind. Zweifellos trat er unerwartet und glanzvoll in ihr Leben, entdeckte ihre stille, dunkle Lieblichkeit und machte sie mit derselben energischen Entschlossenheit, mit der er später Herr von Mowbray wurde, zu seiner Frau. Ich bin überzeugt, daß sie zu Beginn ihrer Ehe, ein kurzes Jahr lang, eine ganz glückliche junge Frau war. Er war ein hübscher Kerl und hatte etwas Bezauberndes, Vertrauenerweckendes und Liebenswürdiges an sich. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie anfänglich durchaus den reizenden, galanten, hochherzigen und begabten Ehemann in ihm gesehen haben mag, den jede junge Dame des Victorianischen Zeitalters vom Schicksal forderte und erwartete. Bald aber muß ihr klar geworden sein, daß er in Wahrheit ein seltsames und unberechenbares Geschöpf war; daß tausend Dinge auf der Welt ihn mehr anziehen, mehr erregen konnten, als sie es vermochte; daß er sie skrupellos betrügen und, ohne die geringste Feindseligkeit gegen sie, ihre Sicherheit, ihre Begriffe von Recht und Unrecht und alles, was ihr wert im Leben war, außer acht lassen konnte. Ich bin überzeugt, daß er sie anfangs leidenschaftlich liebte, doch dürfte er sich bald für eine kleine Weile von ihr losgelöst haben, um leidenschaftlicher denn je zu ihr zurückzukehren. Und im Laufe der Jahre dürften die Zeiten der Entfremdung immer länger, die neuer Neigung hingegen immer seltener geworden sein, bis es ihr zum Bewußtsein kommen mußte, daß er anfing, sie ernstlich zu vergessen. Ich bin überzeugt, daß er niemals wirklich lieblos zu ihr war, sie niemals äußerlich vernachlässigte; er erwies ihr stets die größte Achtung, sein Herz aber vergaß sie immer mehr. Es lag in seiner Art, alles zu vergessen. Nachlässigkeit war der Fehler, der am Ende sein Leben zerstörte. Schließlich hatte er sie ganz vergessen, und alle Leidenschaft war tot. Durch dieses Vergessen mag er ihr schreckliche Demütigungen bereitet haben. Seine Tätigkeit war vielfältig. Er lebte seiner Karriere, ganz wie zur Zeit, da er ihr noch nicht begegnet war; seiner weit ausholenden, von Unternehmungsgeist erfüllten, abenteuerlichen, gefährlichen, gelegentlich aber ebenfalls in Vergessenheit geratenden Karriere.

Sie muß sehr bald nach Beginn des Zusammenlebens gewußt haben, wie gefährlich er war, muß es instinktiv und durch Beobachtung seiner wechselnden Stimmungen erkannt haben. Ich glaube, daß sie inmitten unseres Glanzes und Überflusses den Zusammenbruch herannahen sah, lange bevor er kam. Im Herzen mag sie verzweifelt um Abwendung der unvermeidlichen Katastrophe gebetet haben.

Wie einsam muß die arme, verängstigte Frau in Mowbray gewesen sein. Sie war ein hilfloses Nichts auf einem Schiff, das sie scheitern sah. Soweit ich es beurteilen kann, hatte sie keinen Trost, es sei denn das Bewußtsein ihrer zeitweiligen Machtstellung, wenn mein Vater fort war. Sie flüchtete nicht in die Religion, jedenfalls nicht eingestandenermaßen; ich glaube, sie war viel zu schüchtern, um ihren Kummer vor Gott zu tragen. Wir Jungen müssen ihr höchst wesensfremde Sprößlinge gewesen sein, schwer zu behandeln, aller Zärtlichkeit unzugänglich und in Stimme und Erscheinung dem Vater sehr ähnlich. Dickon glich ihm sogar noch mehr als ich.


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