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«Die Walküre»

Die Großartigkeit, Ganzheit und Idealität der Konzeption wird in der «Walküre» von jedermann empfunden; die Macht eines edlen Willens und eines tiefen Mystizismus, auf der ernsten Schopenhauerschen Metaphysik ruhend, schafft Szenen von unmittelbar ergreifender psychologischer Symbolik, wie sie in andern Opern nicht zu finden sind und wie sie auch dem Drama zur Anregung dienen könnten. Die faszinierende, gleichsam hypnotisierende Wirkung des stummen Sichgegenüberstehens hat Wagner erfunden. In der «Walküre» ist dieses Motiv noch ausgiebiger benützt als im «Fliegenden Holländer». Daß die Partitur des «Nibelungenrings» stilistisch sicherer schreitet als diejenige des «Lohengrin», das heißt sich weniger häufig ausgefahrener Motive im einzelnen bedient, unterliegt keinem Zweifel; das Prädikat eines künstlerischen Fortschrittes darf deshalb dieser Trilogie nicht abgestritten werden. Dennoch erhalten anderseits die Bedenken, welche anfangs gegen den Stoff erhoben wurden, eine teilweise Rechtfertigung. Der Wotan zum Beispiel, in der Phantasie des Verfassers eine gespenstisch-große, gewaltige Figur, sinkt bei der Darstellung zu einem sehr, sehr menschlichen Helden herab, und wenn er noch dazu eine geschniegelte, farbige, nagelneue, kokette Rüstung trägt, so gemahnt er nur allzuleicht an den Dragoneroffizier eines Garderegiments, wenn nicht gar an den Mars des «Orpheus in der Unterwelt». Jeden Augenblick erwartet man, den Wotan einen Nasenklemmer aufsetzen zu sehen.


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