Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Meerlied.

Gegen das Gestade spülen,
In des Meeres Ufer wühlen
Wellen, immerfort im Streit.
Seh' sie glänzen, seh' sie ziehn
Rastlos, unaufhaltbar hin,
Für sie giebt es keine Zeit.

Wieder kommen hergezogen
Ewig neu des Meeres Wogen,
Ewig kehren sie zurück.
In Poseidons Wasserreich
Bleibt sich's unverändert gleich,
Ewigkeit wie Augenblick.

Auf dem Rücken unsrer Erde
Herrscht ein immer frisches Werde!
Selbst das Festeste zerstäubt;
Berge stürzen schnell dahin,
Nichts auf Erden kann verzieh'n,
Und sie selber nicht verbleibt.

Rastlos wie des Meeres Schwanken
Ist's in unseren Gedanken,
Endlos sich es immer dehnt;
Endlos breitet sich das Licht.
Und das Ziel dem Wunsch gebricht
Und das Herz bestandig sehnt.


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