Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Erster Jahrestag der Leipziger Schlacht.

Entscheidung.

Donnernd das Geschütz den Tag verkündet,
Welcher Teutschlands Freyheit neu gegründet;
Mahnend ruft der Glocken ernster Klang,
Freudevoll uns die entzückte Leyer,
Zu begehen der Errettung Feyer
Von dem blut'gen, schmacherfüllten Zwang.

Leipzig! Leipzig', hören wir's erschallen,
In der Nachwelt wird noch widerhallen
Leipzig, wo des Fremden Herrschaft sank.
Heil euch! die ihr Teutschland frey erstritten.
Die ihr für dasselbe viel gelitten,
Unauslöschlich währt der Heimath Dank.

Nicht um niedrer Ländersucht zu fröhnen,
Ruh'ge Völker raubend nicht zu höhnen,
Zöget ihr in diesen heil'gen Krieg;
Zu erlösen von der Knechtschaft Bürde,
Daß vertilgt nicht werde Menschenwürde,
Und der Allgewaltige gab Sieg.

Sinken wir in Demuth alle nieder,
Preisend ihn durch unsres Dankes Lieder,
Aber mehr noch durch des Lebens That,
Daß er liebend ferner auf uns sehe,
Auch in Zukunft schützend bey uns stehe,
Dessen Wille uns geholfen hat.

Stimmet, Teutsche, an die Siegeslieder!
Denn wir haben unsre Ehre wieder,
Den verlorenen, ererbten Ruhm.
Die entriss'nen alten teutschen Lande
Tragen nimmer mehr des Joches Schande,
Sind nicht mehr des Fremden Eigenthum.

Frischen Schwung des Lebens soll es geben,
Doch uns nicht zum Uebermuth erheben,
Daß uns Sieg nicht bringe neuen Fall;
Denn gefährlich ist des Glückes Gabe,
Der Gerechtigkeit wird's leicht zum Grabe,
Uebertönet sie mit Siegesschall.

Herrlich habet ihr den Feind bezwungen,
Ihm das lang Geraubte abgerungen.
Wie noch nie erhob sich teutscher Sinn;
In dem Herzen soll er sich bewahren,
Daß nicht Voriges wir neu erfahren,
Und der Feind nicht habe den Gewinn.

Nicht um Sicherstellung zu versäumen,
Ward gesiegt, auf Lorbeern nicht zu träumen,
Dienen sollen sie uns nicht zum Pfühl.
Wenn's dem Feinde wiederum gelüstet,
Finde alle Teutsche er gerüstet.
Alle mit dem nämlichen Gefühl.

Der gefallnen Streiter edle Schatten,
Die empfangen auf Walhalla's Matten
Hat die Teutoburger Heldenschaar,
Fühlen selber jetzo sich noch freyer,
Schweben von der Höhe zu der Feyer
Dieses Tags, an dem die Rettung war.

Die für's Vaterland im Kampf gestorben,
Haben kühn das schönste Loos erworben,
Und dem Tode Keiner doch entgeht.
Was zu Jedem langsam quälend schleichet,
In dem Sturm der Schlacht hat's euch erreichet,
Euer Ruhm in Ewigkeit besteht.

Freude schalle! Aller Jubel töne!
Wieder sind wir Teutschlands mächt'ge Söhne,
Kennen über uns kein fremd Gebot.
Nur als Freye können mehr wir leben,
Eh' wir uns der Knechtschaft übergeben,
Stürzen wir uns frey noch in den Tod.


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