Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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An das heutige Geschlecht.

Im Jahre 1808

Alles Große, Schöne, was gewesen,
Nur in Trümmern können wir es lesen,
Ach! dem Leben mußte es entfliehn.
Aus dem Daseyn ist es längst entschwunden,
Nimmer wird das Herrliche gefunden,
Ja für ewig, ewig ist es hin.

Und die Gaben, jener Vorwelt Zierde,
Und der Sinn, der selber groß regierte
In dem Kleinsten, schwand, es schwand der Geist.
Jene Zeit des Edeln ist vergangen,
Hin ist, was die glückliche empfangen;
Ach! des Schönen Heimath steht verwaist.

Hellas ist Ruine, zeigt blos Trümmer,
Jene Welt des Herrlichen ist nimmer,
Nimmer lehret ihrer Weisen Chor.
Sklaven längstens schon sind Hellas Söhne,
Auf des Sängers wahr empfundne Töne
Sehnend horcht vergeblich jetzt das Ohr.

Nach dem Höhern ging der Griechen Streben,
Blüh'nder als im Lebenden das Leben,
In dem Todten dorten Leben war.
Alles hielt die Anmuth sanft umwunden,
Wie's die Seele zart und rein empfunden,
Stellt' es sich auch in dem Marmor dar.

Nacht umdüstert Hellas holde Fluren,
Kaum sind jetzt noch sichtbar leise Spuren
Jener Welt, in der das Höchste sich verband.
Hin ist es, das selige Gefilde,
Niemals wieder wird, was es enthielte,
Nimmer wird das alte Griechenland.

Doch des Busens tief gefühlte Klage
Rufet nicht zurück die holden Tage,
Was gewesen, ist für ewig hin.
Nicht durch der Betrübniß Trauerwehen
Wird der Vorzeit Herrlichkeit erstehen,
Weihe wird durch Sehnen nicht verliehn.

Warm und klar die Alten es empfanden,
Aus Natur und aus Gefühl entstanden,
Blühte alles Schöne jener Welt.
Wir auch müssen in den Quell uns senken,
Nicht als unerreichbar solches denken,
Nur der Muthige den Preis erhält.


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