Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Der Karthäuser von Neapel.

Glücklich, der am leichten Pilgerstabe
Wandernd bittet um sein Brod von Ort zu Ort;
Freyheit ist des Menschen schönste Habe,
Ihr beraubt und jedes Glück ist fort.

Gleich dem Heute sich das Morgen dehnet,
Reiht sich Jahr an Jahr im traurigen Verein;
Ohne Hoffnung meine Seele sehnet,
Meine Jugend welket in der Liebe Pein.

Was frommt mir ein ewig reiner Himmel?
Immer ziehet um die Seele sich's getrübt;
Keine Ruhe giebt zurück der Himmel
Ach! dem armen Herzen, das unglücklich liebt.

Rastlos späh' ich immer nach der Weite
Weilt mein Auge auf dem endelosen Meer,
Jahre lang schon spähet es wie heute,
Rettung bringet mir dasselbe keine her.

Zahlenlose Schiffe seh' ich kommen,
Zahlenlose gehen nach der Fremde aus.
Scheidend fühlet sich der Mensch beklommen,
Jubelnd kehrt er in das väterliche Haus.

Hoffnung treibt den Menschen in die Ferne,
Hoffend tritt den Weg er in die Fremde an,
Ihr vertrauet er als seinem Sterne;
Meiner Seele wurde Hoffnung leerer Wahn.

Ewig gleiches schwermuthvolles Trauern
Nur umgiebt uns Nähere dem Himmelszelt;
Abgesondert von ihr durch die Mauern,
Blieb uns ach! das Fühlen doch von dieser Welt.

Und hier oben blühen keine Bäume,
Lebend schon umgeben von der Todesflur,
Endlos wölben sich des Aethers Räume,
Unter uns allein ergrünet die Natur.

Und da wogt ein schwirrendes Getümmel,
Alles regt sich thätig, alles ist belebt,
Rastlos strebt nach Wechsel das Gewimmel,
Doch im Kreise kommt das Alte neu gewebt.

Nur des Buxes melanchol'sche Staude
Hebt sich düster aus dem schaudervollen Glanz,
Es ertönen keine freud'gen Laute
Keine Blume sprosset hier für einen Kranz.

Die sich immer gleiche Todesstille
Unterbricht allein der Hora Chorgesang,
Und des tief empfundnen Grames Fülle
Mischet sich in des Gebetes frommen Klang.

Glänzend ragen diese Marmorwände,
Kahl und öde starren sie in Grabespracht.
In Verzweiflung ringt ich die Hände,
Um die Seele lastet finster ew'ge Nacht.

Die Erinnrung ist zurückgeblieben
Früh verlöschter wonnevoller Zeit,
Das Gelübd' hat Liebe nicht vertrieben,
Es durchdringt wie damals ihre Glut mich heut.

Und vorüber schwebet meine Jugend,
Ihr Andenken lächelt mich wehmüthig an,
Schönheit fand ich bei der reinsten Tugend,
Liebe wurde mir, mein Gluck doch war ein Wahn.

Trostlos härmt auch in des Klosters Zelle
Die Geliebte sich, in tiefem stillem Gram.
Stets verschlingend folget Well' auf Welle,
Neue nahet, es verrinnet die, so kam.

Und es schwankt und wogt an das Gestade
Dort, auf dem das ruh'ge Kloster einsam liegt;
Friede trifft sie nicht beym Bild der Gnade;
Alles ändert, ihre Liebe nie versiegt.

Hab' nicht mehr zu fürchten, nicht zu hoffen,
Möglichkeit zum Glücke ist für mich vorbey!
Denn das Schrecklichste hat mich getroffen,
Aus den Trennungskerkern werden wir nie frey.

Freude kann das Leben mir nicht geben,
Niemals mindern kann es meine glühende Qual,
Mich verzehrt vergebner Sehnsucht Streben
Und nur Jenseits leuchtet der Erlösung Strahl.


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