Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Die alte Eiche.

Im Jahre 1819.

Völker sahest du vorüber wallen,
Die Jahrtausende verwehn, verhallen,
Du nur zeugest von Vergangenheit.
Und die Teutschen sahst du herrlich siegen,
In dem Kampfe später unterliegen,
Sähest ihres Ruhmes schönste Zeit.

Wie dein Wipfel in den Himmel steiget,
In die Erde sich die Wurzel neiget,
Erde mit dem Himmel du verbind'st,
So die Zeiten, welche längst verschwunden
Mit den jetzt entstehend frischen Stunden;
Du allein von Allen nicht verschwind'st.

Was sich in der Vorwelt einst begeben,
Sieht der Geist bei dir vorüberschweben,
Weht im Rauschen deine Blätter an;
Und die alten Teutschen kehren wieder,
Steigen aus Walhalla's Haynen nieder;
Wir empfinden hier, daß sie uns nah'n.

So vereinst du mit den frühen Siegen
Jetzt den Ruhm, zu dem dein Volk gestiegen
Nach der Knechtschaft Schande blut'gen Zeit,
Wo die Heimath Bruderkrieg verworren.
Viele Aeste mußten dir verdorren,
Und dein heil'ger Boden ward entweiht.

Auch das teutsche Reich ist abgestorben
Mit der Herrlichkeit, die es erworben,
Wie es auch dein Wipfel, Eiche, ist;
Seine Zeit hat es mit dir verlebet,
Doch zu frischem Leben Teutschland strebet,
Neues wird, das Alte man vergißt.


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