Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Nachklage.

Nur die Leiden habe ich getragen,
Um das Vaterland den tiefen Schmerz,
Seine Schlachten durfte ich nicht schlagen,
Ach! vergeblich sehnte sich mein Herz.
Wie die übersehungslosen Wogen
Kamen Völker kämpfend hergezogen,
Alles schimmerte in Waffenglanz,
Ich allein entbehr' den Siegeskranz.

Kriege mag es viele künftig geben,
Doch ein solcher kommt uns nimmermehr,
Nie von Neuem dieses heil'ge Streben,
So ein gottbeseeltes hohes Heer.
Freudig hatte sich 's geweiht dem Sterben,
Um der Heimath Freyheit zu erwerben,
In des Wüthrichs Sturz vom Erdenthron,
Eine Palme nur verlangt zum Lohn.

Ihr seyd glücklich, die ihr fielt im Glauben
An des teutschen Sinnes neue Macht,
Welchen unsre Tags gräßlich rauben,
Niemals aus dem Traume ihr erwacht.
Und in jenen bessern schönern Welten
Lohnet euch das ewige Vergelten,
Aber Trauer immer mich umragt,
Denn mir wurde jener Kampf versagt.

Distichen

an die Geliebte.

I.

»Ohne Liebe ist Rom nicht Rom,« und bey dir nur die Liebe;
»Also in Rom bin ich nur, bin ich mit dir es zugleich.

II.

An dich denk' ich in Rom, demnach durchströmt mich berauschend
Schönstes und Größtes zugleich, kenn' mich vor Seligkeit nicht.

III.

Viel des Schönen erblickt' ich, doch konnte ich kaum es bewundern;
Sah ich das Schönste doch ja, meine Geliebte, dich stets.

IV.

Laß aus dem Lethe mich trinken, o! lasse mich alles vergessen,
Jetzt mich im Augenblick nur leben in Liebe und Rom.

V.

Nacht ist das Leben, die Liebe allein sie freundlich erhellet.
Liebe, ich folge dir ganz! führe du mich durch die Nacht.

VI.

O! hinaus in das Freye, es wird mir zu enge die Wohnung;
Wird dem Liebenden doch selber die Erde zu eng.

VII.

Hier ist's jetzo umwölkt, doch über dem Meer ist es helle,
Auch mir leuchtet es dort, Amor er leuchtet mir selbst.

VIII.

Was ich dem Mund nicht geglaubt, noch der Hand, das leuchtet mir selig,
Durch die Perlen des Aug's, jetzt in dem himmlischen Blick.

IX.

Sinnengenuß stürzt gleich in das Meer der bittersten Reue,
Der Entsagung entkeimt seliger, ewiger uns.

X.

»O! wie lieb' ich dich!« sage ich, höre ich immer beseligt,
Unerschöpflich ist ja Liebe, ist ewig uns neu.

XI.

Wenig bekümmere ich mich nunmehr um Paläste und Bilder,
Alles ist todt, es lebt Liebe allein und ich ihr.

XII.

Scheinet die Sonne, oh nicht, kaum merk' ich's, mich kümmert es nimmer.
Denn die meinige glänzt immer im liebenden Blick.

XIII.

Ungesucht empfänget der Mensch von dem Glücke das Schönste;
So ward Liebe von dir, Schönste, beseligend mir.

XIV.

Flamme ergriff dich gleich, mich faßte nach Jahren erst Flamme,
Holte jene doch ein, beyde sind Eine nunmehr.

XV.

Ohne Liebe kann jetzo an Rom ich nimmermehr denken;
Sind sie beyde doch eins, sind das Erhabenste stets.

XVI.

Jede Stelle, an die ich von Rom mich erinnere, zeiget
Dich, Geliebte, es ist demnach mir Roma beseelt.

XVII.

Selige Tage in Rom, ihr seyd mir die Blüthe des Lebens,
Bin ich der Glücklichste doch! liebend geliebet zugleich.

XVIII.

In der großen Gesellschaft, wie arm ich beständig mich fühle.
Mit der Geliebten allein in dem Besitze der Welt.

XIX.

Zärtlicher bist du mir jetzo, nachdem du erkaltet geschienen;
glänzt nach dem Regen doch auch Sonne uns glühender nur.

XX

Größer noch ist, als die Wunde am Bein, die Wunde im Herzen,«
Sagst du von dir, und dein Wort machet, daß meine nicht heilt.

XXI.

Düster war es und still, als ich saß an dem Lager der Kranken,
Aber der himmlischste Tag ward durch den Blick mir von dir.

XXII.

»Daß du noch zweifelst an mir, dieß schmerzet mich mehr als die Wunde.«
    Süßester Vorwurf, du heilst liebend, indem du verwund'st!

XXIII.

Italienische Glut mit teutschem Gefühle vereinend,
    Bist, wie durch Schönheit, du auch durch dein Gemüth Ideal.

XXIV.

Du erschrickst nicht, wenn mich Begeistrung entschwingend ergreifet,
    Glühend verstehest du mich, weißt, daß mich nähret die Glut.

XXV.

Wie in dem Thaue der Sonnenstrahl, spiegelt sich deines Gefühles
    Liebende Glut in dem, welcher das Auge erfüllt.

XXVI.

Heftet mein Blick sich auf dich, dünkst du mir eine Erscheinung;
    Ist's wie eine mir ja, daß ich geliebet von dir!

XXVII.

Sehe ich lange dich an, ergreift mich verwirrender Schwindel.
    Das Ideale verträgt, ach! nicht des Sterblichen Blick.

XXVIII.
An mich.

Klage nicht, daß zuweilen die himmlische Stirne getrübet;
    Freut die Gönne doch mehr, war sie von Wolken bedeckt.

XXIX

Müßig nicht können wir seyn, wir müssen uns immer beschäft'gen,
    Was uns beschäftigt, es ist Liebe und Liebe allein.

XXX.

Gar zu empfindlich sind wir, das Geringste genügt uns zu trüben;
    Sey ein Wölkchen auch klein, macht's, daß der Himmel nicht klar.

XXXI.

Immer seh' ich dich an, hab' niemals genug dich betrachtet,
    An dem Schönsten erspäht immerhin Neues der Blick.

XXXII.

Häufig entzweyt und versöhnt, vermehret es unsere Liebe;
    Wiedererworbenes hat größeren Werth für das Herz.

XXXIII.

Achte auf Niemanden sonst, nur dir, nur dir zu gefallen,
    Ist doch das Schönste allein mehr als die übrige Welt.

XXXIV.

Thränen vergossest du, Gute, als ich in Gefahr dir geschienen;
    Nicht verrinnet sind sie, ewig bewahrt sie mein Herz.

XXXV.

Von der Gewöhnlichen fordre man, daß sie dieselbe gewöhnlich;
    Stets man die Sterbliche sieht, aber die Göttin erscheint.

XXXVI.

Für das Leben, o Liebende, hast du an dich mich gebunden,
    Engel der Rettung wirst du, kettest der Tugend mich an.

XXXVII.

Deiner Liebe gewiß, kann ich doch die Wonne nicht fassen;
    Kann die Seligkeit denn fassen der Sterbliche je?

XXXVIII.

Lange glimmte die Glut, doch plötzlich brach aus sie in Flammen,
    Und sie steiget und steigt, bis sie den Himmel erreicht.

XXXIX.

Vielfach werd' du gemalt, soll uns dein Bildniß entstehen;
    Was mit Worten ich thu', aber vollende es nie.

XL.

Wie bin ich traurig in der lautrauschenden Meng'! im Gefühle,
    Daß ich geliebet von dir, o! wie beglückt auch allein.

XLI

Leben und denken an dich, ist unzertrennlich verbunden;
    Also lebe ich nur, denk' ich, Geliebte, an dich.

XLII.

Bin wie durch Zauber im Sommer, im Winter, im Herbst, bald im Frühling,Die Schnelligkeit meiner Reise durch so verschiedene Gegenden ließ in wenigen Tagen mich, so zu jagen, alle Jahrszeiten sehen.
    Zauber wechselt, doch bleibt der, der mich eigen dir macht.

XLIII.

Thor, der ich war, zu wähnen, mich würde die Menge zerstreuen,
    Einsamer macht sie uns, wenn die Geliebte entfernt.

XLIV.

Ach! wie trübten wir viele der uns gegebenen Stunden;
    Seines Lebens verdirbt selber das meiste der Mensch.

XLV.

Wie nur Wenigen, reicht das Glück mir seine Geschenke.
    Dein, dein Retter zu seyn, was zu vergleichen ist dem?

XLVI.

Lebe blos in der Zukunft und in der Vergangenheit Dämmerung,
    Bey der Geliebten allein leb' ich im Heut' und das ganz.

XLVII.

Still jetzt glimmet die Glut, die hoch einst stürmisch gelodert;
    Sie erreget dein Blick, nur daß auf's Neue sie flammt.

XLVIII.

Wie war doch alles so anders im vorigen Jahre gewesen!
    Meine Gedanken nur nicht, weilen für ewig bey dir.

XLIX

Blumen, die ohne die Sonne entfaltet, entbehren den Schimmer;
    So die Gedanken, wenn ich Dich, die mir Sonne, nicht seh'.

L.

Alles find' ich in Rom, so wie ich es früher gelassen,
    Auch mein liebendes Herz, Sehnen, Geliebte nach dir.

LI.

Fesseln will mich die Starke, doch mächtiger zieht mich die Liebe;
    Amor sieget und ich eile von Roma hinweg.


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