Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Via Appia.

VIII. Elegie.

Stille wandle ich nun die stille Appische Straße
    An des Römischen Volks trümmernden Gräbern vorbey.
Freunde und Feinde vereint gleichmäßig die hüllende Erde;
    Dem die Welt zu klein, deckt ein vergessenes Grab.
Auch ihr schlafet den ewigen Schlaf in den Armen des Todes,
    Die ihr unglücklich geliebt, leidend das Leben gefühlt,
Habet Ruhe, nach der ihr vergeblich euch sehntet, gefunden.
    Als wenn nie es geschehn, ist was die Menschen gewirkt.
Steinern wölbet ihr Gräber euch über die steinernen Herzen,
    Die selbstsüchtigem Ruhm Völker zum Opfer gebracht;
Euch Denkmale erbauten die Römer noch stolz in dem Tode,
    Stolz zu leben nach ihm, aber wir wissen nicht mehr.
Wer und wem dieselben errichtet. Die Gräber bedecket
    Selber der Erde Schooß, alles verschlingendes Grab.
Heiter verbergender Rasen ergrünt auf der Gräber Ruinen,
    Grünet und welket und grünt immer von Neuem jedoch;
Treuestes Bild des Waltens der großen Natur, die erzeuget
    Und auflöset im Kreis. Ragende Steine umrankt
Epheu, Blüthen entfalten sich aus des Begräbnisses Dunkel.
    Schnelle vergehet die Kunst, ewig bestehet Natur,
Und nicht wähne der Sterblicher zeugte, für ewig zu gründen;
    Kann er doch selbst sich nicht geben ein dauerndes Grab.
Wie die Lebenden sich, verdrängen die Todten die Todten,
    In dem Grabe sogar höret der Wechsel nicht auf.
Wegen Erwerbes von Werken, die es nicht zu bilden vermögend,
    Störet das letzte Asyl frevelhaft dieses Geschlecht,
Welchem heilig ja nichts mehr, ach! in dem Leben erscheinet,
    Was denn frommet es euch, Erderoberer, jetzt,
Rom erhoben zu haben, damit es das Herrschende wurde?
    Stieg zu dem Höchsten es nur, daß in das Tiefste es fiel.
Daß man sage, was einstmal solches gewesen und wurde?
    Frühste Gemarkung ist wieder die Gränze von Rom.
Wer das Größte erreicht, der sinket zum Kleinsten zurücke.
    Ewiges Sterben ist nun, ew'ge Matrone, dein Loos.
Wie ein gewesener Traum ist die römische Herrschaft, erfüllte
    Aber die Erde mit Gräul, Völker vertilgend in Blut.
Geistiger fühlen wir uns in euch, ihr südlichen Fluren;
    Ladet der Himmel zu sich, schrecket das Sterben uns nicht;
Uebergehen zu besserem Leben, zu ewiger Liebe
    Ist's; die Zukunft hebt freudeerfüllend den Geist.
Namlos Sehnen der Wehmuth träumet durch dieses die Seele,
    Fühlt hier immer sich fremd, fühlet zur Heimath sich ziehn.
Von dem Sterblichen schwebet der Geist zu den ewigen Höhen,
    Der Gedanke verliert in die Unendlichkeit sich.


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