Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Meinen sechstägigen erstgebornen Sohn betrachtend.

Deine Augen decke sanfter Schlummer,
Ruhig schlafe, vielgeliebtes Kind,
Fremd ist dir noch unsres Daseyns Kummer,
Ach! die kurze Jugend flieht geschwind.

Unbewußt sind dir des Lebens Freuden,
Seine große Leiden sind es dir,
Kein Geborener kann sie vermeiden,
Unvollkommene sind alle wir.

Jubelvoll beginnt dein Lebensmorgen,
Max, geliebter Max, o! werde brav,
Dann genießest auch bey Königssorgen
Du des Frommen ruhig heitern Schlaf.

Lächelnd öffnest du die großen Augen,
Fröhlich blickst du jetzo in die Welt,
Ihren Wermuth wirst du einstens saugen,
Finden, wie sie tückisch sich verstellt.

Unbehülflich lieget da vor Allen,
Der zum künft'gen Herrscher ist bestimmt;
Einst beglückend schon ihm zu gefallen,
Dessen Wort so vieles giebt und nimmt.

Daß zu währen nichts vermag auf Erden,
Dieses präge du dir frühe ein,
Doch an Tugend darf nicht Aendrung werden,
Ihr getreu sollst du für ewig seyn.

In dem Herzen trage du den Himmel,
Kindlich folg' dem göttlichen Gebot
In der Einsamkeit, im Weltgewimmel,
Und dich findet ruhig einst der Tod.

Dessen eingedenk, o Max, sey immer,
Daß als Deutscher du geboren bist,
Nie verblende dich des Auslands Schimmer,
Steh' gewaffnet gegen seine List.

Sollte hören nur dein kindisch Lallen
Jener, welcher dir das Leben gab,
Frühe für das Vaterland er fallen,
Weihe eine Thräne seinem Grab.

Werde seines teutschen Sinnes Erbe,
Für die Heimath muthig führ' das Schwerdt;
Freudevoll für ihre Rettung sterbe,
Werde deiner alten Ahnen werth.


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