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Ich müßte jetzt schweigen; denn matt nur und schwächlich
Ist die Wirkung des Worts, wann die Herzen bewegt hat
Das erschütterndste Schauspiel, das riesigste Schicksal
Das zu denken und fassen das deutsche Volk nur
Tapfer und tüchtig und tief genug war.
Doch mir öffnet den Mund ein gemüthliches Mahnen
Zum schuldigen Dank des nun scheidenden Dichters.
Ihr lauschtet mit Lust dem Liede von Sigfrid
Das die Sage mich lehrte. In leuchtenden Augen
Las ich beglückt den Glanz des Glaubens
An meine Gestalten, das Mitverständniß
Des Weh's und der Wonnen im Herzen der Helden.
Dies Wechselwirken, dies Wiederhallen
Der Dichtung zum Dichter als Dank der Lauscher,
Für ihn verständlich auch wann er stumm bleibt,
Es mehrt ihm den Muth zu ferneren Mären,
Es lehrt ihn schaffen und leichter scheiden
Vom eiteln Schimmer die ächte Schönheit,
Und wenn sein Gebilde fast des Gebetes
Stille gebietet, das lobt es noch besser
Als bebten die Mauern vom Beifall der Menge.
Euch danken zu dürfen für diese Andacht
Ist mein schönster Lohn indem ich nun scheide.
Sie macht mir gewiß den oft wankenden Glauben
Daß nicht ein Irrlicht in unsere Urzeit
Mein Lied verlockte, sondern das Leuchten
Des dämmernden Tages deutscher Thatkraft
So lebenverleihend die halb schon erloschnen
Hehren Schatten der Helden beschienen,
Daß es mich reizte, sie anzurufen
Und sie wiedergeweckt mit der Wünschelruthe
Aus dem Reiche des Schweigens heraufzubeschwören.
Nun will mich's bedünken daß meine Dichtung
In Demuth diene des deutschen Volkes
Ewiger Seele, die zukunftsorgend
Sich versucht zu entsinnen des alten Besitzes
Und, vorwärts strebend nach strahlender Fülle
Des Rechtes, des Ruhms und des einigen Reiches,
Zugleich ihr Auge mit gläubiger Andacht
Rückwärts richtet zum alten Reichthum
An tiefer Weisheit und Wunderthatkraft,
Der, als es der Wiege noch kaum entwachsen,
Ihm schon die Gewalt gab die Welt zu besiegen.
Ja, sie bemächtigt sich meines Mundes
Und ruft nun: rüstet zum heiligsten Ringen!
Das Ziel ist erreichbar; doch auch aus dem Rückblick
Schöpfet die Kraft zur Krönung des Werks. |