Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Ich denke dein.

          Ich sitz' in milder Sommernacht
Im Garten ganz allein.
Der Linde Grün in stiller Pracht
Durchstrahlt der Mondenschein.
Die Lüfte wiegen sanft und kühl
Die Welt in stilles Wohlgefühl
Und ich gedenke Dein.

Das Wölkchen dort zerfließt wie Rauch,
Läßt Sterne schon herein.
In Allempfindung möcht ich auch
So licht zerflossen sein.
Umsonst, ein feurig Sehnen hält
Mein Herz geschieden von der Welt,
Denn ich gedenke Dein.

Nun träumt ein einzig Element
Die ganze Welt zu sein
Und fühlt sich wieder ungetrennt,
Nur ich bin ganz allein.
Des Friedens Strömung fühl' ich wehn
Und muß gebannt am Ufer stehn,
Denn ich gedenke Dein.

O dürft' ich nur minutenlang
In diesen Strom hinein,
Vergessen allen Thatendrang
Und alle Sehnsuchtspein!
Wo find' ich diese stille Lust?
In deinem Arm, an deiner Brust
Allein, drum denk ich Dein.


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